Month: Februar 2014

Ubiquität des Pöbels

Das Leben raubt einem jede, aber wirklich jede Illusion. Galt nicht seit Jahrtausenden der Wiener Opernball als Bastion substantieller Sittlichkeit in Sinn Hegels? Als Fanal beschwingten Ennuis? Als garantiert bierkutscherfreie Zone? Und nun dies:

Handgreiflichkeiten, erhitze Wortgefechte, verrutschte Toupets! Mittlerweile gewährt man sogar einem Johannes B. Kerner auf dem Opernball Einlass!

Armes Österreich, nichts ist mehr, wie es einmal war.

Lebensbejahung mit Flöte

Der moderne Alltag – Deiner, Lieber Leser, meiner, lieber Halbmast, unser aller, liebe Alle! – ist geprägt von Unrast, Verdruss und Auslaugung. Da ist es eminent wichtig, sich Momenten beschwingter Lebensfreude zu öffnen, sie zu genießen, sie genießen zu können und die Energie des Flötenspiels in sich aufzunehmen wie ein Schwamm das Badewasser! Darf ich Euch einladen, neue Kraft zu tanken?

 

Vielen Dank, Uffi! Deine Musikalität lässt die Vaterbrust vor Stolz schwellen! Gut auch zu wissen, dass sich für dich – neben einer Karriere in der drögen Ingenieurswisenschaft – eine weitere berufliche Option abzeichnet auf dem Gebiet des Musisezierens. Ich wusste von Anbeginn: an dir sind meine Gene nicht verschwendet!

Keine Solidarität mit Marius

Aus Liebe zu meinen Kindern mache ich mich selbstverständlich gerne zum Affen, im speziellen Fall sogar zum Giraffen…

Die Duplizität der Ereignisse: vor ein paar Tagen findet der jüngste Sohn im Keller ein vollfunktionsfähiges Giraffenkostüm, welches als Vorjahresverkleidung des ältesten Sohnes indentifiziert wird. Da dieser sich aber momentan ziemlich genau am anderen Ende der Welt aufhält, ist die Enteignug seines Kostüms instantan beschlossen.

Zur gleichen Zeit informiert mich meine Noch-Gemahlin darüber, dass die Weiberfastnachtsfestivitäten im Kindergarten der jüngsten Tochter bevorstehen und dass es schön – will sagen: unbedingt erforderlich! – wäre, wenn ich mich diesesmal weniger karnevalsmuffelig präsentierte. Ansonsten Sanktionen!

Ich verstehe die Andeutung meiner Noch-Gemahlin und erinnere mich an das Giraffenkostüm. Ich bin ein Typ, der blitzschnell zusammenfügen kann, was nicht zusammen gehört: Giraffe – Halbmast, Halbmast – Giraffe. Warum nicht? Schon seit Anbeginn gehört zum rheinischen Karneval eine neckisch-kritische Attitüde, weshalb ich beschließe, mir aus Protest ein Namensschild auf das Giraffenkostüm zu kleben: MARIUS . Ein dezenter Hinweis auf meine Gefühlslage an einem Weiberfastnachtstag. Ich nehme an, die anderen Väter werden verstehen, was ich meine. So jedenfalls war der Plan.

Gerade eben ruft aber ein Typ an, der sich als Freund des ältesten Sohnes zu erkennen gibt und der höflich nachfragt, ob vielleicht sein Giraffenkostüm bei uns regallägrig sei. Er hätte dieses im letzten Jahr verliehen und so weiter und so fort.

Der Zufall ist manchmal eben doch Perfektionist. Und gnädig!

Die Tücken der Selbstreferenz

Tagesformabhängig, ob der Blick in die Zeitungen mich deprimiert oder amüsiert. Schwierig, sich nicht zu verschließen.

Immer ein Trost: das kleine Ökosystem, der Zwischenbereich. Die Welt in meiner Hör- und Griffweite.  Auch das ein Verschließen.

Schuld sind die anderen. Gute Erkenntnis, heilsame Erkenntnis! Jetzt wieder grundglücklich.

Nicht-naive Weltbejahung

Alaska, ein bewährter, inter-netter Mitstreiter, Antagonist und Spielkamerad, hat heute ein Stichwort von mir aufgegriffen und en passant das Konzept für einen kommenden Bestseller steingemeißelt. Ich hole mal seinen Beitrag aus der hinteren Kommentar-Ecke hervor, damit er hier gebührend gewürdigt wird. Great job, Alaska! (Mir scheint zwar, dass einige Unterkapitel verrutscht sind  (Religion als Weltbejahung? Was ist mit Fußball? Warum nur so wenig zum Thema Sex? Und warum nur im Anhang?), aber das sind unbedeutende Details!)

 

“Zum Skandal der Nicht-naiven Weltbejahung”
1. Vorwort
2. Einleitung
2.1 Wozu dieses Buch?
2.2 Lohnt es sich überhaupt noch, andere Bücher zu lesen?
2.3 Was mache ich jetzt mit all meinen anderen Büchern? Verschenken?
2.4 Brauche ich überhaupt noch irgendetwas anderes außer diesem Buch?
3. Welt und Bejahung
3.1 Wer oder Was ist “Welt”?
3.2 Bejahung und Verneinung
3.3 Naive und Nicht-naive Bejahung
3.4 Naive und Nicht-naive Verneinung
3.5 Sonderfall: Weder noch.
4. Naive Weltbejahung im Lebensalter
4.1 Der nuckelnde Säugling
4.2 Der masturbierende Jüngling
4.3 Der stolzgeschwellte Familienvater
4.4 Der Gourmet mit den grauen Schläfen
4.5 Die Vorfreude auf das Angesicht des Schöpfers
5. Exkurs: Weibliche Weltbejahung
5.1. Unmöglichkeit der Nicht-naiven weiblichen Weltbejahung
6. Formen der Naiven Weltbejahung
6.1 Skat
6.2 Alkohol
6.3 Dschungelcamp
6.4 GNTM
6.5 Nora Tschirner
7 Nicht-naive Formen der Weltbejahung
7.1 Religionen
7.2 Kapitalismus
7.3 Sozialismus
7.4 Weitere Diktaturen
8. Nicht-naive Formen der Weltverneinung
8.1 Buddhismus
8.2 Depressionen
8.3 Impotenz
8.4 Langeweile
8.5 Krankheit, Alter und Tod
9. Ausblick: Alternativen zur Welt
Anhang A: Anleitung zur naiven Weltbejahung mittels Sex
Anhang B: Illustration der naiven Weltbejahung mittels Sex
Anhang C: Detaillierte Illustration der naiven Weltbejahung mittels Sex (große Bilder)