Bei einer routinemäßigen Überprüfung unseres Kühlschranks entdecke ich dort zwei Schüsseln mit einer giftgrünen, gallertartigen Masse, die mich irgendwie an die Requisiten eines Harry-Potter-Films erinnern und von denen ich nicht im Geringsten weiß, wie sie da hingekommen sind und was sie in meinem Kühlschrank überhaupt zu suchen haben.
Auf Nachfrage erläutert mir mein 17-jähriger Sohn, dass er heute Nachmittag Besuch erwarte und er deshalb eigenhändig „Götterspeise“ hergestellt habe, schließlich müsse man seinen Gästen ja „etwas anbieten“!
Kurz bevor ich den Jungen für seine Selbstständigkeit und seine Einstellung loben will, fällt mein Blick auf zwei leere Wodkaflaschen, die neben dem Mülleimer stehen und für deren Existenz ich ebenfalls keine Erkärung weiß. Ob da womöglich ein Zusammenhang zwischen dem Wodka und der Götterspeise bestehe, frage ich den Adoleszenten.
In der Tat, so sei es, ja, ganz recht! Das Rezept, das ihm vorläge, verlange aus Geschmacksgründen einen Schuss Alkohol. Und außerdem sei auch noch eine ganze Menge Wasser mit im Spiel!
Daraufhin bitte ich meine Frau, diese grüne Substanz einmal zu probieren, da mir die Mengenangaben meines Sohnes unseriös erscheinen angesichts zweier leerer Wodkaflaschen und ich selber diesen psychedelischen Wackelpudding nicht einmal in meinem schlimmsten Alptraum verkosten würde.
Kurz nachdem meine Frau ein paar Löffel von der Götterspeise gegessen hat, sagt sie, sie sei besoffen und ich sage: Aha!
Dies könne unmöglich sein, so schnell würde man „von dem Zeug“ echt nicht besoffen, erwidert unser Sohn und protestiert als wir die zweite Schüssel zum elterlichen Deputat erklären. Erziehung ist – ähnlich wie die Politik – ein Rendezvous mit der Realität. O μὴ δαρεὶς ἄνθρωπος οὐ παιδεύεται – Wer nicht geschunden wird, wird auch nicht erzogen.
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