Nicht-naive Weltbejahung

Alaska, ein bewährter, inter-netter Mitstreiter, Antagonist und Spielkamerad, hat heute ein Stichwort von mir aufgegriffen und en passant das Konzept für einen kommenden Bestseller steingemeißelt. Ich hole mal seinen Beitrag aus der hinteren Kommentar-Ecke hervor, damit er hier gebührend gewürdigt wird. Great job, Alaska! (Mir scheint zwar, dass einige Unterkapitel verrutscht sind  (Religion als Weltbejahung? Was ist mit Fußball? Warum nur so wenig zum Thema Sex? Und warum nur im Anhang?), aber das sind unbedeutende Details!)

 

“Zum Skandal der Nicht-naiven Weltbejahung”
1. Vorwort
2. Einleitung
2.1 Wozu dieses Buch?
2.2 Lohnt es sich überhaupt noch, andere Bücher zu lesen?
2.3 Was mache ich jetzt mit all meinen anderen Büchern? Verschenken?
2.4 Brauche ich überhaupt noch irgendetwas anderes außer diesem Buch?
3. Welt und Bejahung
3.1 Wer oder Was ist “Welt”?
3.2 Bejahung und Verneinung
3.3 Naive und Nicht-naive Bejahung
3.4 Naive und Nicht-naive Verneinung
3.5 Sonderfall: Weder noch.
4. Naive Weltbejahung im Lebensalter
4.1 Der nuckelnde Säugling
4.2 Der masturbierende Jüngling
4.3 Der stolzgeschwellte Familienvater
4.4 Der Gourmet mit den grauen Schläfen
4.5 Die Vorfreude auf das Angesicht des Schöpfers
5. Exkurs: Weibliche Weltbejahung
5.1. Unmöglichkeit der Nicht-naiven weiblichen Weltbejahung
6. Formen der Naiven Weltbejahung
6.1 Skat
6.2 Alkohol
6.3 Dschungelcamp
6.4 GNTM
6.5 Nora Tschirner
7 Nicht-naive Formen der Weltbejahung
7.1 Religionen
7.2 Kapitalismus
7.3 Sozialismus
7.4 Weitere Diktaturen
8. Nicht-naive Formen der Weltverneinung
8.1 Buddhismus
8.2 Depressionen
8.3 Impotenz
8.4 Langeweile
8.5 Krankheit, Alter und Tod
9. Ausblick: Alternativen zur Welt
Anhang A: Anleitung zur naiven Weltbejahung mittels Sex
Anhang B: Illustration der naiven Weltbejahung mittels Sex
Anhang C: Detaillierte Illustration der naiven Weltbejahung mittels Sex (große Bilder)

11 comments on “Nicht-naive Weltbejahung

  1. Alaska 20. Februar 2014 9:16

    Natürlich hätte ich mir gleich denken könenn, dass sich der Halbmast nicht von so einer geschmeidig hingeworfenen Agenda blenden lässt. Natürlich kann jede Zuordnung, jede Zuschreibung, jede Gegenüberstellung mit beinahe naiven Mitteln hinterfragt, relativiert, eliminiert werden.

    „Religion als Weltbejahung“?

    Was ist Religion? Diese Frage und erst recht ihre Antwort sprengt den Rahmen unseres kleinen Leitfadens ganz eindeutig. Wir können hier nur mit ausgewählten Augenzeugenberichten, die Anspruch auf religiösen Bezug erheben, hantieren (und uns folgerichtig dem Vorwurf der selektiven Wahrnehmung nicht entziehen):

    ‚So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie, als Mann und Frau schuf er sie. Und Gott segnete sie und gab ihnen den Auftrag: »Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz. Herrscht über die Fische im Meer, die Vögel in der Luft und über alle Tiere auf der Erde.« Und Gott sprach: »Seht her! Ich habe euch die Samen tragenden Pflanzen auf der ganzen Erde und die Samen tragenden Früchte der Bäume als Nahrung gegeben. Allen Tieren und Vögeln aber habe ich Gras und alle anderen grünen Pflanzen als Nahrung zugewiesen.« Und so geschah es. Danach betrachtete Gott alles, was er geschaffen hatte. Und er sah, dass es sehr gut war.‘ (Anonymer Augenzeugenbericht aus 1. Mose)

    Nach meinem Dafürhalten ist dies ein – wenn nicht: der – Archetyp der Weltbejahung. Da rütteln auch spätere Relativierungen (Hiob, Sintflut usw.) nicht mehr substantiell dran.

    Aber ist diese Art der Weltbejahung wirklich Nicht-naiv?

    ‚Naivität bzw. Blauäugigkeit (zugehöriges Adjektiv naiv, von französisch naïf ‚kindlich‘, ‚ursprünglich‘, ‚einfältig‘, ‚harmlos‘, ‚töricht‘) kann als eine verkürzte, in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangene Form von „nativ(e)“ (gebürtig, ursprünglich) angesehen werden. Im Allgemeinen werden Menschen als naiv bezeichnet, denen die notwendige Einsicht in ihre Handlungen fehlt. Oft gilt „naiv“ als Synonym für leichtgläubig, arglos, leicht verführbar oder unwissend.‘

    Wollte jemand behaupten, der mosaische Archetyp der Weltbejahung sei zutiefst naiv, so könnte ich jenem hier nicht guten Gewissens widersprechen.

    „Was ist mit Fußball?“

    Auch hier stellt sich wieder die Frage: Ist Fußball eine naive oder eine nicht-naive Weltbejahung? Die Auftritte des FC als ‚kindlich‘, ‚ursprünglich‘, ‚einfältig‘, ‚harmlos‘, ‚töricht‘ zu identifizieren, dürfe auch einem Laien nicht schwerfallen. Ebenselbiges gilt für die Darbietungen der Eintracht aus Braunschweig. Wo aber ist das hochkomplexe, brilliante, ausgefeilte und strategisch durchdachte Spiel von Hannover 96 einzuordnen? Wir sehen: Ganz so einfach wie vermutet ist die Unterscheidung von naiv und nicht-naiv doch nicht.

    „Warum nur so wenig zum Thema Sex?“

    Leider fehlen im Inhaltsverzeichnis die Seitenangaben: Die Anhänge A bis C machen allein zwei Drittel des Umfangs des Buches aus.

    „Und warum nur im Anhang?“

    Das hat verkaufsstrategische Gründe. Das Buch soll im Buchhandel ja in der philosophischen Abteilung platziert werden können und dennoch auch bisherige Philosophiephobiker anlocken.

    So. Und nun sollten wir uns erst einmal klar werden, worin der SKANDAL überhaupt besteht.

    Was ist das skandalöse an nicht-naiver Weltbejahung?

    • Halbmast 25. Februar 2014 10:26

      Lieber Alaska,

      ich befürchte, du nimmst meine Formulierung „Skandal der nicht-naiven Weltbejahung“ ernster als sie gemeint war.

      Per se ist der Begriff „Weltbejahung“ semantisch ja schon deshalb heikel, weil er ohne Rückbezüglichkeit gar nicht definierbar wäre. Jede Definition wäre nämlich selber Teil dessen, was definiert werden sollte. „Weltbejahung“ wird so zu einem Begriff, der bei näherer Betrachtung das Gegenteil von dem bedeuten kann, was seine Bestandteile implizieren ohne das es groß auffiele. In einem seriösen philosophischen Diskurs hat der Begriff deshalb nichts zu suchen.

      Mir schwebte etwas Spezielles vor, als ich ihn (nebenbei) verwendete. Ich wollte lediglich einen Beitrag zur Doktrin des „positiven Denkens“ ankündigen, quasi als Memo an mich selber. Jene Doktrin begegnet uns heutzutage ja in fast jeder „Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär“-Geschichte und fehlt auch in keiner salbungsvollen Lebensberatung: Denke positiv! Weitverbreitet sind heutzutage ferner psychotherapeutische Verfahren, in denen die vermeintlich heilsame Wirkung sogenannter „Affirmationen“ beschworen wird, Ansätze, die eine mehr oder weniger intentionale Modifizierung des „Inneren Gespächs“ propagieren. Über diese post-religiösen Irrwege des Zeitgeits wollte ich mich ein bisschen lustig machen und werde es ganz sicher irgendwann auch ausführlich tun.

      Einen „Skandal“ gibt es in diesem Zusammenhang nicht. Es sei denn man betrachtet die menschliche Schwäche, die gelegentliche Garstigkeit des Realen und die Widersprüche unseres inneren Erlebens, schlecht aushalten zu können und diese Weg-ideologisieren zu müssen als Skandal.

      Über Religon weiß ich übrigens inhaltlich wenig – mich interessiert Religion einfach nicht. Mir reicht es, ihre Funktion zu verstehen.

      • Halbmast 25. Februar 2014 10:36

        Wenn die Fähigkeit, eine bestimmte Anzahl von Elementen der Menge „Welt“ – auch dann wenn es Elemente der „eigenen“ Welt sind – Scheiße-zu-finden, ein Anzeichen von Weltverneinung ist, dann plädiere ich für Weltverneinung.

        Wenn die Fähigkeit, eine bestimmte Anzahl von Elementen der Menge „Welt“ – auch dann wenn es Elementeder „eigenen“ Welt sind – Scheiße-zu-finden, ohne gleich die Nerven zu verlieren und die Flucht in die Transzendenz anzutreten, ein Zeichen von Weltbejahung ist, dann plädiere ich für Weltbejahung.

        • Alaska 25. Februar 2014 14:36

          Plädierst Du für naive oder nicht-naive Weltbejahung?

          • Halbmast 25. Februar 2014 17:38

            Naja, da ich die unio mystica, das Einssein von Mensch und Gott, Innen und Außen, Zeichen und Bezeichnetem, Kuh und Weide, Fußballfan und Fußballprofi für gepflegten Mumpitz halte, bleibt ja nicht viel übrig. Ich plädiere für nicht-naiv! Auf die Gefahr sentenzenhaft zu klingen: ich würde aber ebenfalls und nachdrücklich jedermann dazu raten, sich die Fähigkeit zur situativen Naivität zu bewahren, bzw. sich anzueignen. Sowenig Athymie und Leidenschaftslosigkeit, Askese und Indifferenz Kennzeichen von Erleuchtung und weiser Lebensführung sind, sowenig ist es habituelle Ironie. Es also mit der nicht-naiven Weltbejahung, vulgo der heiteren Gelassenheit, zu übertreiben führt nämlich auch zu Arschkrebs.

      • Alaska 25. Februar 2014 14:35

        „In einem seriösen philosophischen Diskurs hat der Begriff deshalb nichts zu suchen.“

        Na sowas! Das verstehe ich aber nicht. Er wird in Kapitel 3 doch ausführlich eingeführt.

  2. Alaska 21. Februar 2014 8:04

    „Was ist das skandalöse an nicht-naiver Weltbejahung?“

    Eine naheligender Gedanke ist ja, dass jede Form nicht-naiver Weltbejahung unaufrichtig sein muss. Denn nicht-naive Weltbejahung setzt nicht-naive Weltbetrachtung voraus, und die kann per Ernüchterung nur zu nicht-naiver Weltverneinung führen:

    „Und was ist die Gefahr im Fall der Sinnesvergnügen? Mahānāma, wegen des Berufs, mit dem ein Mann aus guter Familie seinen Lebensunterhalt bestreitet – ob nun Kassenprüfung oder Buchhaltung oder Rechnungswesen oder Landwirtschaft oder Handel oder Tierzucht oder Waffenhandwerk oder Staatsdienst, oder was für ein Beruf auch immer – deswegen muß er sich der Kälte aussetzen, muß er sich der Hitze aussetzen, wird er durch den Kontakt mit Bremsen und Fliegen, mit Wind, Sonne und Kriechtieren verletzt; er riskiert den Tod durch Hunger und Durst. Nun ist dies eine Gefahr im Fall der Sinnesvergnügen, eine Masse von Dukkha, die hier und jetzt sichtbar ist, die Sinnesvergnügen als Ursache hat, Sinnesvergnügen als Quelle hat, Sinnesvergnügen als Grundlage hat, weil die Ursache davon schlicht Sinnesvergnügen sind.“

    „Falls dem Mann aus guter Familie kein Besitz zukommt, während er so arbeitet und sich so bemüht und anstrengt, dann ist er bekümmert, trauert und klagt, er weint und schlägt sich die Brust, wird zerrüttet und jammert: ‚Meine Arbeit ist vergeblich, meine Anstrengung bringt keine Frucht!‘ Nun ist auch dies eine Gefahr im Fall der Sinnesvergnügen, eine Masse von Dukkha, die hier und jetzt sichtbar ist, die Sinnesvergnügen als Ursache hat, Sinnesvergnügen als Quelle hat, Sinnesvergnügen als Grundlage hat, weil die Ursache davon schlicht Sinnesvergnügen sind.“

    „Falls dem Mann aus guter Familie Besitz zukommt, während er so arbeitet und sich so bemüht und anstrengt, dann empfindet er Schmerz und Trauer, während er diesen beschützt: ‚Wie stelle ich es an, daß weder Könige noch Diebe sich mit meinem Besitz davonmachen, und Feuer ihn nicht verbrennt, und Wasser ihn nicht davonschwemmt, und haßerfüllte Erben sich nicht damit davonmachen?‘ Und während er seinen Besitz behütet und beschützt, machen sich Könige oder Diebe damit davon, oder Feuer verbrennt ihn, oder Wasser schwemmt ihn davon, oder haßerfüllte Erben machen sich damit davon. Und er ist bekümmert, trauert und klagt, er weint und schlägt sich die Brust, wird zerrüttet und jammert: ‚Was ich hatte, habe ich nicht mehr.‘ Nun ist auch dies eine Gefahr im Fall der Sinnesvergnügen, eine Masse von Dukkha, die hier und jetzt sichtbar ist, die Sinnesvergnügen als Ursache hat, Sinnesvergnügen als Quelle hat, Sinnesvergnügen als Grundlage hat, weil die Ursache davon schlicht Sinnesvergnügen sind.“

    „Wiederum, mit Sinnesvergnügen als Ursache, Sinnesvergnügen als Quelle, Sinnesvergnügen als Grundlage, weil die Ursache davon schlicht Sinnesvergnügen sind, streiten Könige mit Königen, Adelige mit Adeligen, Brahmanen mit Brahmanen, Haushälter mit Haushältern; die Mutter streitet mit dem Kind, das Kind mit der Mutter, der Vater mit dem Kind, das Kind mit dem Vater; der Bruder mit der Schwester, die Schwester mit dem Bruder, der Freund mit dem Freund. Und in ihrem Streit, ihrem Zank, ihrer Auseinandersetzung, greifen sie sich mit Fäusten, Erdklumpen, Stöcken oder Messern an, wodurch sie sich den Tod oder tödliches Leid zuziehen. Nun ist auch dies eine Gefahr im Fall der Sinnesvergnügen, eine Masse von Dukkha, die hier und jetzt sichtbar ist, die Sinnesvergnügen als Ursache hat, Sinnesvergnügen als Quelle hat, Sinnesvergnügen als Grundlage hat, weil die Ursache davon schlicht Sinnesvergnügen sind.“

    „Wiederum, mit Sinnesvergnügen als Ursache, Sinnesvergnügen als Quelle, Sinnesvergnügen als Grundlage, weil die Ursache davon schlicht Sinnesvergnügen sind, nehmen Männer Schwerter und Schilde zu Hand, rüsten sich mit Bogen und Köchern, und stürmen in die Schlacht, in Doppelreihen, mit fliegenden Pfeilen und Speeren und blitzenden Schwertern; und dort werden sie von Pfeilen und Speeren verwundet, und die Köpfe werden ihnen mit Schwertern abgeschlagen, wodurch sie sich den Tod oder tödliches Leid zuziehen. Nun ist auch dies eine Gefahr im Fall der Sinnesvergnügen, eine Masse von Dukkha, die hier und jetzt sichtbar ist, die Sinnesvergnügen als Ursache hat, Sinnesvergnügen als Quelle hat, Sinnesvergnügen als Grundlage hat, weil die Ursache davon schlicht Sinnesvergnügen sind.“

    „Wiederum, mit Sinnesvergnügen als Ursache, Sinnesvergnügen als Quelle, Sinnesvergnügen als Grundlage, weil die Ursache davon schlicht Sinnesvergnügen sind, nehmen Männer Schwerter und Schilde zu Hand, rüsten sich mit Bogen und Köchern, und bestürmen glatte Festungsmauern, mit fliegenden Pfeilen und Speeren und blitzenden Schwertern; und dort werden sie von Pfeilen und Speeren verwundet und mit siedenden Flüssigkeiten begossen und unter schweren Gewichten zermalmt, und die Köpfe werden ihnen mit Schwertern abgeschlagen, wodurch sie sich den Tod oder tödliches Leid zuziehen. Nun ist auch dies eine Gefahr im Fall der Sinnesvergnügen, eine Masse von Dukkha, die hier und jetzt sichtbar ist, die Sinnesvergnügen als Ursache hat, Sinnesvergnügen als Quelle hat, Sinnesvergnügen als Grundlage hat, weil die Ursache davon schlicht Sinnesvergnügen sind.“

    „Wiederum, mit Sinnesvergnügen als Ursache, Sinnesvergnügen als Quelle, Sinnesvergnügen als Grundlage, weil die Ursache davon schlicht Sinnesvergnügen sind, brechen Männer in Häuser ein, plündern Besitz, begehen Diebstahl, verüben Wegelagerei, verführen die Frauen anderer, und wenn sie gefaßt werden, lassen Könige ihnen viele Arten von Folter auferlegen. Sie lassen sie auspeitschen, mit Stöcken schlagen, mit Knüppeln schlagen; sie lassen ihnen die Hände abhacken, die Füße abhacken, Hände und Füße abhacken, die Ohren abschneiden, die Nase abschneiden, Ohren und Nase abschneiden; sie lassen den ‚Breitopf‘ anwenden, die ‚Muschelschalen-Rasur‘, den ‚Mund Rāhus‘, den ‚glühenden Kranz‘, die ‚Flammenhand‘, die ‚Grasklingen‘, das ‚Rindenkleid‘, die ‚Antilope‘, die ‚Fleischhaken‘, die ‚Münzen‘, das ‚Laugenpökeln‘, den ‚Drehpflock‘, den ‚zusammengerollten Strohsack‘; und sie lassen sie mit siedendem Öl besprengen, werfen sie den Hunden zum Fraß vor, lassen sie lebendig pfählen und lassen ihnen den Kopf mit einem Schwert abschlagen. Nun ist auch dies eine Gefahr im Fall der Sinnesvergnügen, eine Masse von Dukkha, die hier und jetzt sichtbar ist, die Sinnesvergnügen als Ursache hat, Sinnesvergnügen als Quelle hat, Sinnesvergnügen als Grundlage hat, weil die Ursache davon schlicht Sinnesvergnügen sind.“

    „Wiederum, mit Sinnesvergnügen als Ursache, Sinnesvergnügen als Quelle, Sinnesvergnügen als Grundlage, weil die Ursache davon schlicht Sinnesvergnügen sind, geben sich die Leute dem Fehlverhalten in Körper, Sprache und Geist hin. Wenn sie dies getan haben, erscheinen sie bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, wieder, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in der Hölle. Nun ist auch dies eine Gefahr im Fall der Sinnesvergnügen, eine Masse von Dukkha in künftigen Leben, die Sinnesvergnügen als Ursache hat, Sinnesvergnügen als Quelle hat, Sinnesvergnügen als Grundlage hat, weil die Ursache davon schlicht Sinnesvergnügen sind.“

    (Majjhima Nikāya 14: Die kürzere Lehrrede über die Masse von Dukkha)

    Vgl. Kapitel 8.1

  3. Alaska 22. Februar 2014 8:34

    “Was ist das skandalöse an nicht-naiver Weltbejahung?”

    Ein anderer Gedanke ist, dass nicht-naive Weltbejahung nicht selten den Formen der naiven Weltbejahung in die Quere kommt.

    Wollte man beispielsweise Schöpfungsreligionen per se und vollumfänglich als Repräsentanten nicht-naiver Weltbejahung verstehen, so könnten Gebote wie „Du sollst nicht die Ehe brechen“ für manche durchaus eine Einschränkung ihrer naiven Weltbejahung bedeuten.

    Es stellt sich natürlich auch hier die Frage, wie skandalös dies aufzufassen wäre.

    Anders gelagert ist es bei den Formen der nicht-naiven Weltverneinung. Natürlich ist nichts skandalöses daran, dass diese bestimmtem Auswüchsen naiver Weltbejahung einen Riegel vorschieben:

    „Die formale Annahme der fünf Tugendregeln (pali pañca-sila) erfolgt mit dem verbalen oder zumindest geistigen Wiederholung der einzelnen Regeln. Die Formel für das Vorhaben zur Einhaltung dieser Übungsregeln fällt nach der Anfrage und Zufluchtnahme[1] (hier aus der Theravada-Tradition in Pali[2]):

    1.pāṇâtipātā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens Leben zu nehmen an

    2.adinnādānā veramani sikkhāpadaṃ samādiyāmi Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens vom Stehlen (nehmen was nicht gegeben ist) an

    3.kāmesu micchācāra veramani sikkhāpadaṃ samādiyāmi Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens von sexuellem Fehlverhalten an

    4.musāvādā veramani sikkhāpadaṃ samādiyāmi Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens vom Lügen (Unwahrheit Sprechen) an

    5.surā meraya majja pamādatthānā veramani sikkhāpadaṃ samādiyāmi Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens von der Annahme berauschender Mittel, die zur Gewissenlosigkeit führen, an

    Diese einfachen Regeln sind für jede Person, ob alt oder jung, in ihrem Wahrnehmungsbereich anwendbar und natürlich stets von der Bewusstseinsentwicklung des Einzelnen in ihrer Umsetzung verschiedenartig in deren Umsetzung anzutreffen. Auch wenn es dazu stets zahlreiche Kommentare und Auslegungen gibt, bleiben Sie so einfach und anspruchsvoll wie sie sind.“

    (http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCnf_Silas)

  4. Alaska 25. Februar 2014 20:00

    „Es also mit der nicht-naiven Weltbejahung, vulgo der heiteren Gelassenheit, zu übertreiben führt nämlich auch zu Arschkrebs.“

    Aha. Heitere Gelassenheit = nicht-naive Weltbejahung. Was ist nicht-naiv an heiterer Gelassenheit?

    • Halbmast 26. Februar 2014 10:10

      Gelassenheit bedeutet doch wohl die Spannung aus dem Reiz-Reaktions-Bogen des inneren Erlebens zu nehmen. Sich aus der Unmittelbarkeit und der Vorgegebenheit des inneren Erlebens situativ zu lösen. Und eben dieses Bestreben, bzw, diese Fähigkeit ist nicht naturgegeben oder „ursprünglich“ und in diesen Sinne auch nicht naiv.

      Darf ich dich bei dieser Gelegenheit an die berühmte Formel 6 der Theraveda-Tradition erinnern:

      „Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens von Haarspalterei und des Gleichsetzens ungleichen Sprachgebrauchs an.“

      • Alaska 26. Februar 2014 19:17

        Am Ende möchtest Du uns noch weismachen, Theravada-Buddhismus sei eine Form der WeltBEJAHUNG!

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