Wie schon von Samuel Beckett korrekt prophezeit, nix Neues unter der Sonne. Gut – Kohl tot, aber ist das was wirklich Neues? Strenggenommen eher nicht. Man traut sich lediglich weniger als sonst, die Zeitungen aufzuschlagen. Aus Angst vor diesem süßlichen Geruch.
Das falsche, hohe Lob sei den Lobpreisern wie dem Dahingegangenen gegönnt. Nur konnte Kohl wirklich etwas dafür, für irgendetwas, was er tat? Seine größte Leistung war das Tragen einer Strickjacke im Kaukasus, was weniger mit Weltpolitik als mit urechter innerer Provinz zu tun hatte. Und sein wertvollster Beitrag war seine Biographie, die allerdings und freilich nicht er, sondern Eckhard Henscheid verfasst hatte. Damals hatte man sich beim Lesen ein Sixpack gelacht. Man war jung, da ging das noch so einfach. Ansonsten galt 16 lange Jahre lang: nur nicht zuhören, wenn Kohl sprach! Es grassierte die Furcht vor irreperablen Hirnschäden.
Und sonst? Gestern habe ich in 10 Zwanziger-Intervallen die Langhantel gepumpt. Danach kam ich mir vor wie einer dieser knallharten Knastbrüder, die man aus amerikanischen Filmen kennt. Dann hab ich die Hantel mal gewogen. 20 Kilo. Was für ein Frust!
Trotzdem überlege ich, mir ärmerllose T-Shirts zu kaufen. Gehe auf die 60 zu. Wenn nicht jetzt, wann dann? Vielleicht auch ein Tattoo. Anker? Kreuz mit Strahlenkranz? Nackte Frau? Irgendwas halt. Der Wille zur Retro-Pubertät, der Wunsch Zeit zu schinden.
„Gehe auf die 60 zu“ , sprach der Mittfünfziger, legte sich aufs Sofa und wünschte sich sehnlichst einen Dekubitus herbei.