In einigen Tagen, wenn alle Arbeit abgearbeitet ist, wenn endlich wieder Zeit ist, wird an dieser Stelle ein Text stehen, der sich mit dem irisierenden Konzept der gendersensiblen Sexualpädagogik befasst. Doch bevor es soweit ist, müsst ihr alle leider Hausaufgaben machen: lest schon einmal – aufmerksam und argumentationstolerant – diesen Textboliden von Professor Uwe Sielert. Ein Vergnügen ist es nicht unbedingt, aber unser Hirn ist ja auch nicht bloß zum Gaudi-Haben da. Per aspera ad astra!
Also, ich habe es mir jetzt mal von Anfang bis Ende durchgelesen und fand es im Großen und Ganzen teilweise verstädnismäßig schon auch nachvollziehbar und auch gar nicht so uninteressant (Sozialdienst katholischer Frauen! Und ich Depp bin da ausgetreten …), aber mangels Kindern und Sexualität fehlt mir streckenweise dann doch der Bezug insgesamt so ein klein wenig.
In den letzen Wochen hat ein ungünstiger Serotoninspiegel mir das Schreiben vermiest. Aber das wird bald wieder. Dass ich hier noch einen Text nachliefern muss, habe ich nicht vergessen…
Sexualitätskompetenz ist schon mal ein super Wort.
Nun, ohne Sexualitätskompetenz kommt heutzutage niemand mehr zum Stich. Fast so wichtig wie Genderkompetenz, Luftschnappkompetenz und Vielfaltskompetenz! Aber nicht ganz so wichtig wie Weihnachtskompetenz und Gefühlezulassenkompetenz.
Jedenfalls sind die naiven Zeiten des learning by doing dank gendersensibler Sexualpädagogik endgültig passé.
Unter gendersensibler Sexualpädagogik hätte ich jetzt gedacht zu verstehen, dass es je nach Zielgruppe unterschiedliche Wahrheiten geben könnte.
Also zum Beispiel, dass man Jungs beibringen möchte, auf die Größe komme es gar nicht an, während Mädchen mit solchen Sprüchen nicht abgespeist werden, ihnen dafür aber irgendetwas anderes weisgemacht wird, was auch immer, wo Jungs wiederum den Kopf schütteln würden.
„Gendersensible Sexualpädagogik“ bedeutet betreute Sexualität, schließlich darf etwas derart politisch Gehaltvolles und Nützliches wie Sexualität keineswegs dem Subjekt selbst überlassen werden! (Das Subjekt gilt ja schon als das Unterworfene, weshalb es pädagogische Mosese nicht genug geben kann!) Insofern tritt die moderne Sexualpädagogik sensu Uwe Sielert würdig die Nachfolge der römisch-katholischen Sauberkeitsmoral an. Doch während die Kirche sich wenigstens noch offen zu sittlicher Zucht und munterer Instrumentalisierung bekannt hatte und somit indirekt Zuwiderhandlung ermöglichte, gehen Sielert und seine Double-Bind-Experten subtiler und perfider vor. Sie versprechen sexueller Selbstbestimmung (und Selbstbehauptung gegenüber vermeintlichen Normierungszwängen und auch – in bester Elternverstehermanier – gegenüber dem traumatischen Potential der verderbten Medienwelt) um diese sogleich der Doktrin der Vielfalt und dem Zwang zur Akzeptanz zu unterwerfen. Sie postulieren sexuelle Arbitrarität um das ganz und gar nicht arbiträre Verlangen vom Subjekt zu trennen.
In Hinblick auf Sielert ist noch zweierlei bemerkenswert: wie kann jemand, der es meines Wissens nicht für nötig erachtet hat, sich eindeutig vom pädagogischen Konzept des wertgeschätzten Helmut Kentler zu distanzieren, den Begriff „Selbstbestimmung“ verwenden ohne einen allergischen Sofortschock zu erleiden? Und wie kann man sich ernsthaft darüber empören, dass andere – 50 Jahre nach der töricht, forcierten Ideologisierung der Sexualität – diese nun spiegelverkehren?
Gleich wie, anstatt diese wichtigen Fragen weiter zu durchdringen, werde ich mich jetzt gendersensibler Küchenarbeit widmen. Wenn Frau und Kind vom Schwimmen nach Hause kommen, wird ihnen hochaggressiv der Magen knurren.
Gerade wollte ich den nachzuliefernden Text mit dem Hinweis beginnen, dass Sexualpädagigik sensu Uwe Sielert, sensu Helmut Kentler oder sensu SchwullesbischeBiTrans*Aufklärung eigentlich Gesellschaftspolitik durch die Hintertür ist, doch dann habe ich mir den Kalauer verkniffen. Ich hoffe, man weiß das zu schätzen!
Bevor ich seriös werde, muss ich mir aber erst noch zwei, drei Schönheitsschläfchen genehmigen. Das ist auch gut für meinen Serotoninspiegel.
Lass dir Zeit. Ich muss mich jetzt auch erstmal wieder hinlegen. Diese Berge von Kipferln machen mich völlig fertig.