Month: Februar 2014

Urzeitkrebse

Nach langem Zögern habe ich eben einen Finger in die Schale  mit den Urzeitkrebsen gesteckt (aus meiner Weinkaraffe wurden sie mittlerweile ausquartiert). Die Viehcher sind ungefähr einen halben Zentimeter groß und schwimmen ziemlich aggro im Zickzack. Sie haben mich aber nicht angegriffen. Scheinen charakterlich also okay zu sein.

In einer Woche werde ich das Experiment wiederholen. No risk, no fun!

Urknall und Bewusstsein

Es gibt Theorien, die sind von einer solchen gedanklichen Anmut, dass man sie gar nicht einer schnöden Wahrheits- oder Plausibilitätsprüfung unterziehen will. Ob sie wahr oder falsch sind, spielt keine große Rolle. Dass es wenig gibt, was für sie spricht, ebenso.  Wenn diese Theorien logisch konsistent sind, reicht das schon aus, um sie lieben zu wollen. Ein schönes Beispiel dafür ist ein Gedankengang des englischen Philosophen Collin McGinn, den ich hier kurz präsentieren möchte. (Metaphysik-Fans zur Warnung: Ihr kommt bei McGinn nicht auf eure Kosten. Wenn es den Anschein hat, dann nur, weil ich ihn hier verkürzt zitiere, bzw. weil ihr nicht feste genug nachdenkt.)

McGinn beginnt mit dem klassischen kartesianischen Problem: „Wenn Bewußtsein nicht konstitutiv räumlich ist, wie kann es dann seinen Ursprung in der räumlichen Welt haben?“

Man beachte, daß es zu diesem Problem keine Parallele in der Evolution der Lebensformen per se gibt. Diese sind zwar tatsächlich kosmische Neuheiten, aber sie transzendieren nicht wesentlich die Mechanismen räumlicher Aggregation und wir verfügen über eine gute Theorie darüber, wie die Neuheit hervorgebracht wird. Es gibt kein Raum-Problem bei der Erklärung der Entstehung von Organismen als solchen; dies Problem tritt erst auf, wenn bewußte Zustände ins Spiel kommen. Um es in Decartes‘ Vokabular auszudrücken: Wie kann sich etwas, dessen Wesen es ist, nicht-räumlich zu sein, aus etwas entwickeln, dessen Wesen es ist, räumlich zu sein? […]

Man beachte auch, daß dieses Problem keine Parallele in der Relation zwischen dem Abstrakten und dem Physikalischen hat, da das Abstrakte, wenn es auch nicht-räumlich ist, doch nicht aus dem Materiellen hervorgegangen sein soll. […]“

Soweit alles klar? Dann aufgepasst, jetzt kommt’s, Freunde! Jetzt wird es wild-schön. Festschnallen und Staunen!

An dieser Stelle könnten wir uns an den Big Bang erinnert fühlen. Jenes bemerkenswerte Ereignis kann man als ein inversives Raum-Problem stellend auffassen: Denn nach der allgemeinen Ansicht begann der Raum selbst im Moment des Big Bang zu existieren, während es vorher nichts Räumliches gab. Aber wie kann raum aus Nicht-Raum entstehen? Welche Art von ‚Explosion‘ könnte Raum ab inition schaffen? Dieses Problem lässt eine noch engere Parallele zu dem Problem des Bewußstseins erkennen, wenn wir – wie ich es als plausibel auffassen würde – annehmen, daß der Big Bang nicht der Anfang (zeitlich oder explanatorisch) aller Existenz ist. Irgendein vorangegangener, unabhängiger Zustand der Dinge muß zu jenem frühen Kataklysmus geführt haben und für diese Folge von Ereignissen muß es eine intelligible Erklärung geben – geradeso wie es eine Erklärung für die Folge geben muß, die von Materie-in-Raum zu Bewußtsein führt. Das Gehirn kehrt sozusagen um, was der Big Bang eingeleitet hat: Es macht die Hervorbringung von Raum zunichte, indem es Materie verschlingt und Bewußtsein ausspuckt. Wenn man es sehr langfristig betrachtet, hat das Universum auf diese Weise Phasen der Raum-Hervorbringung und der (lokalen) Raum-Vernichtung durchlaufen. Oder – was das letztere betrifft – es hat zumindest Operationen in bezug auf Raum gegeben,, die eine nicht-räumliche Form des Seins hervorgebracht haben. Dies legt die folgende kühne Spekultion nahe:

Der Ursprung des Bewußtseins bedient sich irgendwie jener Eigenschaften des Universums, die dem Ereignis des Big Bang vorausgegangen sind und ihn erklären. Wenn wir eine vorräumliche Realitätsebene benötigen, um den Big Bang zu erklären, dann könnte es eben diese Ebene sein, die für die Hervorbringung von Bewußtsein ausgenutzt wird. D.h. wenn man voraussetzt, daß die Überreste des Vor-Big-Bang-Universums fortgedauert haben, könnte es sein, daß diese Eigenschaften des Universums irgendwie an der Konstruktion des nicht-räumlichen Phänomens des bewußtseins beteiligt sind. Falls dem so ist, würde sich das Bewußtsein als älter denn Materie im Raum herausstellen, zumindest was sein Rohmaterial betrifft.“

Leute, sagt jetzt nichts, haltet bloß die Klappe! Ich weiß selber, dass McGinns Argumentation nicht stimmig ist. Ich weiß, dass sich jedem Physiker, der das liest die Fußnägel aufrollen und ich weiß, dass Ähnlichkeitsbeziehungen und Kausalbeziehungen zwei völlig verschiede Dinge sind. Und vieles mehr weiß ich.

Aber das kümmert mich nicht. Mir ist es Wurst, was kleinpimmelige Spielverderber zu mäkeln haben. Der Gedankengang von Mister Mcginn ist freaky und cool und irgendwo da drin – tief drin – steckt was. Was Wahres drin. Und außerdem: Der Typ nennt allen Erstes den Big Bang ein „bemerkenswertes Ereignis“! Ein BEMERKENSWERTES EREIGNIS!!! Hat man jemals ein lässigeres Understatement gelesen?

 

(Colin McGinn, Bewußtsein und Raum (S.189-190)  in: Thomas Metzinger (Hrsg.), Bewußtsein. Beiträge aus der Gegenwartsphilosophie, Paderborn, München, Wien und Zürich, 1996)

Alice auf den Caymans

Wenn ich mich recht entsinne, hat Alice Schwarzer für die BILD-Zeitung seinerzeit den Kachelmann-Prozess kommentiert. Insofern brauche ich mich nicht scheuen, BILD zu zitieren, wenn es um unsere Blödel-Feministen selber geht. Es wird schon stimmen, was da steht. Heute zu lesen: „DAS KONTO WAR EIN FEHLER“.

Hm.

Kann man das wirklich so sagen? Das Konto war ein Fehler? Ist Fehler da das richtige Wort? Ich meine Fehler sind menschlich, klar, die macht man beim Rechnen oder bei der Rechtschreibung. Oder im Straßenverkehr. Oder bei der Wahl zur Dschungelkönigin. Aber kann man jahrzehntelange Steuerhinterziehung einen Fehler nennen? Betrug als Lapsus? Geldgier als lässliche Akzidens?  Geht das sprachlich eigentlich noch mit rechten Dingen zu? Wo bleibt eigentlich die GfdS, wenn man sie mal dringend braucht?

Aber urteilen wir nicht vorschnell. Bedenken wir die besonderen – stark mildernden! – Umstände, die Alice Schwarzer auf die schiefe Bahn führten. „Ich habe in Deutschland versteuerte Einnahmen darauf eingezahlt in einer Zeit, in der die Hatz gegen mich solche Ausmaße annahm, dass ich ernsthaft dachte: Vielleicht muss ich ins Ausland gehen.

Genau so war das damals. Nachdem Schwarzer in den 70ern ihre zwangskulturalistischen Vorschläge zur Gleichschaltung und Umerziehung vorgetragen hatte, stießen diese nicht überall auf ungeteilte Zustimmung. Ja, genau so war’s. Und wie das so ist bei Diskussionen ohne empirischen Hntergrund: schnell schlagen die Emotionen hoch, der eine wird laut, die andere wird persönlich. Business as usual, fragt mal die alten Griechen.

Alice Schwarzer war zutiefst erschrocken über die vielen, bösen, bedrohlichen Gegenworte, die sich langsam und unabwendbar zu einer regelrechten Worthatz mauserten. Man musste das schlimmste befürchten damals. Der unmittelbare Niederbruch von Recht und Ordung stand bevor. Täglich drohte die Zwangsenteignung durch das Patriarchat. In dieser Situation galt es die Ersparnisse zu retten und eine Flucht ins Ausland vorzubereiten. Angesichts der bürgerkriegsähnlichen Zustände in Deutschland war natürlich an ganz normale finanzielle Transaktionen nicht zu denken. Hätte das Patriarchat davon Wind gekriegt, wäre alles futsch gewesen – das ganze schöne Geld! Kann jemand Alice verdenken, dass sie der Schwarzer da Nothilfe leistete? Doch wohl kaum. Alternativen zum Steuerbetrug gab es nicht.

Am Ende ist alles immer Kartoffelbrei. Es ist ein Kennzeichen radikaler Ideologien, dass sie die bedauerliche Neigung der Menschen zum Opfernarzissmus schüren und bedienen. Das hält die Anhängerschaft beisammen und grenzt schön ab und beschert den Anführern das Privileg, sich allgemeinen Maßstäben zu entpflichten. Insofern ist die dreiste Verantwortungs-Inversion der Alice Schwarzer keine Überraschung, sondern Methode.

Ich frage mich übrigens, wohin die eigentlich auswandern wollte? In die Schweiz? Auf die Caymans? Oder nach Papua-Neuguinea? Wo lässt es sich denn schwarzer-kompatibel leben?

Nudeln

Durchkneten und Rumnudeln fand ich schon immer gut, aber seit diesem Wochenende kann ich mein Hobby endlich auch kulinarisch nutzen! Seit der Inbetriebnahme meiner neuen Marcato Atlas 150 deluxe werden im Hause Halbmast Pasta-Orgien von spätrömischer Dekadenz gefeiert. Ist das ein leckeres, geiles Genudel! Mit Soße dazu – fantastico!

Alle haben abgeraten, alle haben gesagt es sei enerviered mühsam und lohne den Aufwand nicht. Nudeln selber machen? Vergiss es, haben alle gesagt! Doch alle haben dummes Zeug geredet. Man lasse sich nicht von der Miracoli-Fraktion narren: es ist gar nicht so kompliziert und langwierig wie behauptet wird, selbst dann nicht, wenn man nicht so geschickt und meisterlich wie ich vorgeht, jawohl. Selbst dann ist Selbernudeln machbar.

Und nicht dur die Nudel an sich schmeckt frisch selbstgemacht am besten – oh nein, Feunde! – so eine Nudelmaschine befreit uns auch von der Bevormundung durch die Nahrungsmittelindustrie. Warum sich auf Standards beschränken, wenn man bei der Füllung von Tortellini seiner Phantasie freien Lauf lassen kann? Denkt mal, welch perverse Geschmackskombinationen der Verkostung harren! Pflaumen, Blutwurst, Zwiebeln, Ricotta, Schokolade, Aprikosen, Salbei, Sauerkraut, Kalbsleber, Koteletts, Schafshirn, etc.

Ich persönlich jedenfalls kann seit diesem Wochenende Menschen, die Trockennudeln in den Kochtopf werfen nicht mehr leiden. Die Zeiten sind vorbei. Das sind für mich nur noch erbärmliche Convenience-Sklaven ohne den Hauch eines Funken von Ehre.