Schulsportmannschaftswahlletzter

Es ist bestimmt nicht angenehm bei der Wahl in die Schulsportmannschaft immer nur Letzter gewesen zu sein – aber muss man daraus gleich ein Trauma machen? Mit Abwertungslust und Dünkel und allem Pipapo? Und was hat David Hugendick dazu bewogen, seine Probleme auch noch öffentlich zu machen? Gut, er verdient sein Geld mit Meinen und Dafürhalten, doch manche Angelegenheiten klärt man besser auf  einer Couch.

Hugendick ist – ähnlich wie Boko Haram – der Auffassung, dass Fußball viel zu lebensbejahend, emotional, unpolitisch politisch und irrelevant ist, um eine hinreichende Existenzberechtigung aufzuweisen. Da er schlechter bewaffnet ist als Boko Haram, traut er sich natürlich nicht, seine Sicht der Dinge einfach auszusprechen, sondern verbrämt sie – wie es heutzutage Mode ist – als Medienkritik. Als Medienkritik! Mich laust der Affe!

Hugendick prangert an, dass seine Journalisten-Kollegen nicht den asketischen Idealen (sensu Nietzsche) frönen, dass sie sich gemein machen mit dem Fußballpöbel, dass sie den panem et circensis-Rummel nicht niederschreiben, bis die Sonne der Aufklärung über allen Stadien aufgeht. Das meint Hugendick.

Ich frage mich nur: als er von der „delirante[n] Selbstbezüglichkeit“ der Medien schrieb – hätte da sein Schreibfluss nicht eigentlich stocken müssen? Und als er von der Vortäuschung von „Analysetiefe“ und „Faktenschwere“ schrieb, hätte es da nicht bei ihm klingeln müssen?

Zur Erinnerung: er ist Feuilletonist.

 

PS. Die Leserkommentare zu Hugendicks Beitrag sind übrigens auch herrlich: Da hat aber einer  mal den ZEIT-Lesern so richtig unemotional aus dem Herzen gesprochen!

6 comments on “Schulsportmannschaftswahlletzter

  1. Tomsten 18. Juni 2014 12:27

    Da wurde wahrscheinlich wieder ein Feuilletonist mit Waffengewalt gezwungen, sich zu Sport im allgemeinen und Fussball im besonderen zu äussern …

  2. Alaska 18. Juni 2014 16:42

    Ich finde es gut, dass in diesem Land ein Herr Hugendick seiner Meinung per Feuilleton Ausdruck verleihen kann, ohne eine Verhaftung befürchten zu müssen und dass die ZEIT nicht das Parteiorgan einer regierenden Einheitspartei, sondern eine höchst freiwillige Lektüre ist.

    • Tomsten 18. Juni 2014 17:57

      Keine Frage … ich sehe aber trotzdem lieber einer Katrin Müller-Hohenstein beim kommentieren selbst von Fussballbelangen zu, als die Auslassungen eines Feuilletonisten zu Fussball zu lesen.

  3. Alaska 18. Juni 2014 20:19

    Eben.

    KMH, Hugendick, Dingsbums & Urknall … all dies ist möglich in unserer Demokratie und jeder darf sich selbst aussuchen, was er sich davon antun möchte und was nicht.

    So, genug schwadroniert.

    Nun weiter Iberer gegen Ex-Iberer gucken.

  4. 123 19. Juni 2014 8:59

    Skunk, die Drohne gegen Aufruhr
    Ein südafrikanischer Hersteller hat eine Drohne im Angebot, mit der sich aus dem Ruder laufende Massenansammlungen wieder unter Kontrolle bringen lassen sollen. Dafür ist „Skunk“ mit Lautsprecher, Laserlicht und nicht-letalen Druckluftwaffen ausgestattet.

    Hilft auch gegen Feuilletonisten, Schwadronierer, Halbmasten, langweilige Eröffnungsfeiern.

    Es lebe der Fortschritt

    • Halbmast 21. Juni 2014 13:23

      Ist „Skunk“ eigentlich auch für den Einsatz in Kinder- und Jugendzimmern geeignet?

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