Rache ab 20 Uhr

Der Tag wird lang, übel und heiß werden und der Himmel wird Rache schwören. Rache für den stinkenden Schweiß und all die Sonnenmilch und das Kokosöl, für die Kofferradios in den Stadtparks und die Tittenmonster in den Freibädern, für die besockten Sandalen am traurigen Ende käsiger Waden, für die Cabrios und die Cabriofahrer mit ihren Sonnenbrillen, für den Asphalt und die glühenden Dachpfannen. Für die verdammte Hitze, für alles. Es wird Rache stattfinden. Es wird ein Exempel statuiert werden.

Gegen 20 Uhr wird sich der Himmel verdüstern in alttestamentarischer Manier. Windböen und Jähen werden in den Straßen randalieren und alles zerstören, was den Sommerfreunden heilig ist. Alles wird scheppern, alles wird lose sein. Die Nachbarskinder werden spitze Schreie ausstoßen, ihre Mutter wird die die kleinen Bastarde ins Haus rufen. Und dann wird es Plätschern. Regentropfen werden wie aus Babyklappen fallen. Ich werde raus gehen, um die Befreiung zu feiern. Mich freuen, dass ich kein Toupeträger bin. Alles wird sich verdunkeln. Die, die schweren Wolken werden in Eilmärschen von Osten nach Süden und von Norden nach Westen und von Westen nach Osten und von Süden nach Norden ziehen und den Sommer beenden. Gnadenlos und für immer!

2 comments on “Rache ab 20 Uhr

  1. Emmanuelle 21. Juli 2016 18:38

    Es ist total schwül, kleiner Hiob. Nix ist lose. Keiner schreit. Bleischwere warme Nebelschwaden ersticken die Stadt in Stille und Ödnis.

    • Halbmast 22. Juli 2016 8:38

      Ja schlimm, aber zwischendurch der Regen, der war ein Evangelium.

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