Der Wolf und unsere Schäfchen

Gestern im Kino: The Wolf Of Wall Street von Scorsese. Unberechenbares, exaltiertes, urkomisches und kluges Entertainment – drei Stunden Spaß. Wie immer, wenn ich mich besonders auf ein Buch oder einen Film freue, ignoriere ich die Rezensionen. Und in diesem Fall mal sowieso. Schließlich geht es um Geld und noch mehr Geld und ganz, ganz viel Geld und um Amerika. Und da hört im deutschen Feuilleton selbstverständlich der Spaß auf.

Ich wage die Prognose: man wird dem Film einen Mangel an Moralbewußtsein und Volkspädagogik vorwerfen. Kunst ist ja nur frei, solange sie nicht gegen die Gesinnungshygiene verstösst. Scorsese erdreistet sich doch tatsächlich das Verführerische als verführerisch darzustellen und das geht mal gar nicht! Titten und Ärsche – fui! – gehören vollverschleiert – wir brauchen den kritischen Diskurs! Die geschmacklose, oberflächliche Lebensart gehört gegeißelt. Drogen darf es im Kino nur geben, wenn es auch Drogenopfer gibt. Und überhaupt gehört Gier angeprangert – sie ist ja etwas inhuman Widernatürliches, ein Produkt von Dekadenz und Depravation.

Darauf wird es hinauslaufen. Wenn nicht, leiste ich beschämt Abbitte und verzehre 48 Stunden kein Fleisch. Und lese einmal „Die Zeit“ von vorne bis hinten. Sogar den Kulturteil.

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