24 frames per second

You got to mix it child, You got to fix it, but love it’s a bitch, alright…

Meine Oberschenkel bearbeiten mit unbarmherziger Dynamik die Trittbretter des Crosstrainers. Ich höre laut die Stones und lasse meine Arme dabei ventilierend grooven. Dieser Moment der Leidenschaft wirkt sich ungünstig auf mein Gleichgewicht aus. Oh, Gleichgewicht du flatterhaftes Flittchen!

Der Sturz per se ist wandellos, nicht aber sein Wie und Wo. Während ich also steuerbord vom Crosstrainer stürze, fällt mein Blick auf den Kater, der genau dort hockt, wo ich einzuschlagen drohe und der – anstatt das Weite zu suchen – die Eleganz meiner Bewegungen fasziniert verfolgt. Das ist ein Problem, denn der Kater geht wahrscheinlich tot, wenn ich auf ihn falle. Doch im Augenblick gibt es Wichtigeres.

Denn auch das Smartphone, das an meinem Kopfhörer hängt, hat gegonnen, dramatisch rasant seine Raumkoordinaten zu ändern. Es fliegt durch die Luft und es ist doch erst anderthalb Jahre alt! Ich will mir kein neues kaufen, da habe ich keinen Bock drauf. Meine linke Hand schnappt ungefragt und mambagleich nach dem Smartphone und vermeldet Luftbergung. Nun kann ich mich wieder dem Thema Kater zuwenden.

Der hockt immer noch da, wo er eben schon hockte und macht immer noch keine Anstalten zu flüchten. Mein Frau hört es nicht gerne, aber wenn es einen Katzen-IQ gäbe, dann hätte dieses Tier einen deutlich unter 90. Einen Augenblick überlege ich, ob es nicht für alle das Beste wäre, wenn…

Aber, nein. Mit dem Bein, das noch Kontakt zum Crosstrainer unterhält, stoße ich mich pantherhaft ab, ändere somit geschickt Richtung und Weite meines Fluges. In der Zwischenzeit habe ich mein Smartphone in die Hosentasche gesteckt, so dass ich jetzt mit Hilfe beider Arme mich kopfüber abrollen kann, wobei ich allerdings mit den Fersen an die gegenüber liegende Wand knalle.

Der Kater hat mittlerweile seinen Kopf gedreht und sieht wie sich aus Gründen, die er nicht versteht, das Ölgemälde, dass an besagter Wand hängt vom Haken löst und nun der Schwerkraft folgt. Ein kurzes Wort zu diesem Bild. Es ist ein abgeschmackt farbenfrohes Werk meines eigenen Pinsels, ein Frühwerk, dem man immerhin zugute halten muss, mich davon überzeugt zu haben, nie wieder noch ein Kunstwerk anzufertigen. Außerdem ist der Rahmen  – nun ja, ähm – nicht schön, aber prägnant*. Er erinnert mich immer daran, dass das Leben keine Abfolge von 24 Bildern pro Sekunde, sonder von 24 Rahmen pro Sekunde ist. Egal.

Während das Ölgemälde sich anschickt, mir den Schädel zu zertrümmern, vibriert das Smartphone in meiner Hosentasche. Ich schaue auf das Display und sehe, was ich schon geahnt habe. Es ist ein Kollege. Ich weiß, es ist dringend, die Welt geht unter, vielleicht schon heute, dass braucht er mir nicht extra zu sagen. Weshalb ich das Gespräch wegdrücke und das Ölbild auffange.

Ich fühle mich topfit, katapuliere mich aus dem Sitz in den Stand und verfüge mich in fließender Bewegung wieder auf den Crosstrainer. Bevor ich mir die Kopfhörer aufsetzte, vernehme ich die Stimme meiner Frau aus dem Nebenraum. Sie will wissen, was los ist. Es ist zu kompliziert, ihr das alles zu erklären und sage: Nichts!

 

*besser: pregnant (engl.)

Leave a Reply

Your email address will not be published.

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.