Reha

Wer Rücken hat, muss sich vorsichtig bewegen und wer das hat, was ich habe, muss vorsichtig schreiben: jedes Wort könnte ein falsches sein, jeder Satz schlimmes Aua tun. Aber vor sich hin existieren, blank leben sozusagen und nichts schreiben, hat auch wenig Taug. Dann wird alles nur schlimmer. Dann fallen wir der Dingsbumshaftigkeit anheim. Und auf dem Sterbebett bedauern wir.

Also vorsichtig schreiben. Aber nicht zu vorsichtig! Nicht ängstlich. Einfach sagen, was Sache ist.

Heute ist Samstag. gestern muss Freitag gewesen sein, da hatte ich mich aufs Sofa gelegt und ein Dead Pony Ale getrunkt. Das war sehr lecker! Dann muss ich eingeschlafen sein. Irgendwann hat mich meine Frau geweckert und mich informiert, wer Let’s Dance gewonnen hat. Das ist eine Sendung auf dem Flachfernseher, die man gerne guckt, wenn man das hat, was ich habe. Es sei denn man schlummert kommentarlos von dannen, dannen…

Irgendwann bin ich abermals aufgewacht, mitten in der Nacht. Das Fester war offen, die roten Vorhänge wehten Cha-Cha-Cha, es flackerte und kartätschte draußen. Der Himmel übte Rache für den viel zu heißen Tag – wer will es ihm verdenken! Ich dachte noch, dachte ich, in der ganzen Stadt stehen die Schlafzimmerfenster offen und Tausende sitzen in selben Augenblick benommen auf den Bettkanten und lauschen und…

Als ich aufwachte war Samstag oder Sonntag, dann korrigierte ich: es war Samstag. Wachsein, Samstag, Espressomaschine vorheizen, demnächst mal duschen, alles okay.

2 comments on “Reha

  1. Alaska 11. September 2015 15:17

    Sag mal, Halbmast, Du hast nicht zufällig eine senfgelbe Hose und ein türkiskariertes Hemd?

    Letzte Nacht träumte mir wieder einmal wie wohl alle paar Jahre, wir würden uns über den Weg laufen. Mit meiner Frau und einem befreundeten Paar waren wir in einer Straßenbahn am Rhein unterwegs, als ein senfgelb-türkiskarierter Herr im besten Alter dazustieg, gewinnendes Lächeln, offensichtlich lebensklug und weltläufig … das könnte Halbmast sein! ging mir duch den Kopf. Wir wechselten ein paar Worte aus einem mir nicht mehr erinnerlichen Anlass zu einem inzwischen vergessenen Thema und ich sah, dass er dabei mich musternd dachte: ‚Das könnte Alaska sein!‘

    Wir grinsten einander an und ich wollte Dich gerade den anderen vorstellen, aber wie das so ist, der Wecker … und ich hatte mich schon so darauf gefreut, endlich auch mal Emma Nülle kennenzulernen.

    • Halbmast 11. September 2015 19:48

      Ein „Herr im besten Alter […], gewinnendes Lächeln, offensichtlich lebensklug und weltläufig“ – besser könnte ich mich selber nicht beschreiben!

      Allein das mit der senfgelben Hose und dem türkiskariertem Hemd passt nicht so recht. Nichts gegen Senf und nichts gegen Gelb, auch Türkis ist ganz phantastisch, und wer mag weltbejahende Karo-Muster nicht! – nur hat all das nichts auf meiner Garderobe zu suchen! Ich bevorzuge es deutlich weniger farbenfroh und schwindelerregend: in meiner Freizeit, im Sommer, da lasse ich mich durchaus schon einmal dazu hinreißen, eine lässige Bluejeans oder ein keckes, blaues T-Shirt zu tragen – aber wirklich auch nur, wenn ich mit der Welt per Du bin. Ansonsten kleide ich mich schwarz, dunkelgrau oder unsichtbar.

      Es scheint so, als wären wir uns wohl doch nicht begegnet. Wir brauchen also nicht dem Wecker böse sein.

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