Alle sind dagegen.
Nur zwei nicht.
Was spricht dagegen, jemanden tun zu lassen, was er am besten kann?
Wer erklärt mir Löw?
Alle sind dagegen.
Nur zwei nicht.
Was spricht dagegen, jemanden tun zu lassen, was er am besten kann?
Wer erklärt mir Löw?
Genau heute vor 24 Jahren lief ich – ungefähr zu dieser Uhrzeit – durch die Flure des Krankenhauses. Es war Sommer und heiß und überall waren die Türen und Fenster auf. Ich hörte Leute jubeln. „Was ist los?“ fragte ich in ein Schwesternzimmer hinein. „Maradona hat seinen Elfer verschossen!“
Aha, dachte ich, der Schwachkopf. Weiter, ich musste zu einem Telefon. Ich war benommen und lull und lall und der glücklichste Mensch auf dem Planeten. Ich kam gerade aus dem Kreißsaal.
Dem Diktum Voigts‘ Berti zufolge, ist heutzutage ja die Breite in der Spitze dichter geworden. Was schnurstracks bedeutet, dass Qualität quasi an Quantität vice versa Quantität quasi an Qualität gewonnen hat. Die sogenannten „kleinen Fußballnationen“ gibt es nicht mehr, darin sind sich alle Fachleute nebeneinander einig. Verflossen und perdu die Zeiten, wo Fußballexoten vom Schlage Österreichs, Lichtensteins, Polens oder Hollands mit 3o bis 40 zu Null abgefertigt und nach Hause geschickt wurden. Die „Kleinen“ haben sich gemausert und versuchen immer hartnäckiger das Verlieren zu vermeiden! Experten prognostizieren für die Zukunft des Fußballs eher einstellige Ergebnisse. Das Bleiben auf dem Teppich ist das Gebot der Stunde! Sogar absolute Topteams wie Deutschland können es sich nicht mehr erlauben, Nationalmannschaften minderer Qualität (Frankreich, Brasilien, Argentinien) zu unterschätzen und sich über diese zu beömmeln, ohne dabei Gefahr zu laufen, die Koffer schneller packen zu müssen als noch zu Röhrenfernseherzeiten.
Als die Breite in der Spitze noch nicht so dicht war und Deutschland vollautomatisch Spiele gewann. Die Zeiten sind vorbei. Soviel ist fix.
Diese bedauerliche Entwicklung schlägt sich nun nicht nur in blumigen Respektsfloskeln auf den DFB-Pressekonferenzen nieder, sondern hat sie auch handfeste taktische Konsequenzen: beispielsweise erscheint es heutzutage wenig opportun mit 8-9 sogenannten Stoßstürmer gegnerischen Mannschaften zuzusetzen, ganz so wie wir es alle noch in der E-Jugend gelernt hatten. Selbst gegen Teams wie Algerien wird im modernen Fußball eine defensive Zweier- im Zweifelsfall gar eine Dreierkette aufgeboten um Zufallstreffer zu verhindern.
Nur Laien, die mit den obigen Sachverhalten nicht familiär sind, können sich für das heutige Achtelfinale ein 12 : 0 oder noch Deutlicheres erhoffen. Faktisch läuft nämlich alles auf drei knochentrockne Grüße in die Banlieue hinaus (Müller, Özil, Klose). Danach werden dort ein paar Autoreifen brennen, aber das ist noch nichts im Vergleich zum kommenden Freitag, wenn ganz Paris in einem Meer von Tränen schwimmen wird!
Mangels gleichwertiger Konkurrenz, haben wir uns ja mittlerweile daran gewöhnt, dass unsere Jungs gegen zweit- bzw. drittklassige Mannschaften spielen müssen. Mit einem fairen Wettbewerb hat das nicht mehr viel zu tun – aber sollen wir freiwillig mit unserer fünften oder sechsten Garnitur antreten?
Die Gegner sind schwach, doch was uns heute erwartet ist eine Farce! Die Amerikaner! Die können gut Kriege führen und Burger mampfen – Fußball spielen können die nicht. Und dann haben die auch noch einen Positv-Thinking-Zombie als Trainer! Ganz erhrlich: Mannschaften wie die USA gefährden das Ansehen einer ganzen Sportart! Die haben auf einer WM absolut gar nichts zu suchen!
Kurzum: 6:1
Ich bin ein wenig frustriert, dass die WM-Kompetenzsonderseite genderpolitisch doch recht altbacken zurückhaltend und überkorrekt daherkommt! Keine peppige Rollenaffirmation, kein Blick fürs Wesentliche! Wird denn es nicht langsam Zeit, sich dem Thema Spielerfrauen zuzuwenden? Und die wichtige Funktion der Damen für den Titelgewinn zu würdigen? Was war da mit der Freundin des Hummels und Simone Ballack? Welche Partei sollen wir ergreifen? Wer ist informiert? Warum hört man hier nichts über Verena Kerth?
Ferner erbitte ich Kommentare zu Vanessa Huppenkothen! Gerade in diesem Fall, erschweint es mir geboten, Stellung zu beziehen. Meinungsmäßig. Mögen die Opinionleader vorpreschen – ich bin noch unentschlossen wie super ich sie finden soll.
Heute gilt es für unsere Jungs eine äußerst schwierige Herausforderung zu meistern: sie müssen Ghana irgendwie ernst nehmen! Was nicht einfach sein wird, schließlich sind die Ghanesen fußballerisch unglaublich untalentiert! Ich denke, Ghana ist (neben England) eine der schlechtesten Mannschaften, die je auf einer Weltmeisterschaft mitspielen durften. Es berührt jeden Zuschauer peinlich, zuzuschauen wie 10 Spieler völlig planlos hinter dem Ball herrennenrennenrennen. Nur der ghanesische Torwart tut sich das nicht an, der bleibt einfach auf der Linie stehen. Was klug ist.
Kurzum, wir haben ein kleines Motivationsproblem. Deshalb halte ich Tomstens 4 : 0 Tipp zwar von der Sache für gerechtfertigt, in Hinblick auf die besonderen Umstände jedoch für zu optimistisch. Es wird sicher ein 3 : 0. Auch ein Ergebnis, dass wenig Raum für Interpretationen lässt!
Es ist bestimmt nicht angenehm bei der Wahl in die Schulsportmannschaft immer nur Letzter gewesen zu sein – aber muss man daraus gleich ein Trauma machen? Mit Abwertungslust und Dünkel und allem Pipapo? Und was hat David Hugendick dazu bewogen, seine Probleme auch noch öffentlich zu machen? Gut, er verdient sein Geld mit Meinen und Dafürhalten, doch manche Angelegenheiten klärt man besser auf einer Couch.
Hugendick ist – ähnlich wie Boko Haram – der Auffassung, dass Fußball viel zu lebensbejahend, emotional, unpolitisch politisch und irrelevant ist, um eine hinreichende Existenzberechtigung aufzuweisen. Da er schlechter bewaffnet ist als Boko Haram, traut er sich natürlich nicht, seine Sicht der Dinge einfach auszusprechen, sondern verbrämt sie – wie es heutzutage Mode ist – als Medienkritik. Als Medienkritik! Mich laust der Affe!
Hugendick prangert an, dass seine Journalisten-Kollegen nicht den asketischen Idealen (sensu Nietzsche) frönen, dass sie sich gemein machen mit dem Fußballpöbel, dass sie den panem et circensis-Rummel nicht niederschreiben, bis die Sonne der Aufklärung über allen Stadien aufgeht. Das meint Hugendick.
Ich frage mich nur: als er von der „delirante[n] Selbstbezüglichkeit“ der Medien schrieb – hätte da sein Schreibfluss nicht eigentlich stocken müssen? Und als er von der Vortäuschung von „Analysetiefe“ und „Faktenschwere“ schrieb, hätte es da nicht bei ihm klingeln müssen?
Zur Erinnerung: er ist Feuilletonist.
PS. Die Leserkommentare zu Hugendicks Beitrag sind übrigens auch herrlich: Da hat aber einer mal den ZEIT-Lesern so richtig unemotional aus dem Herzen gesprochen!
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