Liebe

Non, je ne regrette rien

Das wird mir jetzt niemand glauben, aber einmal hatte ich für 20 Minuten die Weltenherrschaft inne. Ohne Scheiß, ich hatte die totale Kontrolle über das Universum. Mit einem Fingerschnipp hätte ich die Gestirne neu sortieren können. Auf allen bewohnten Planeten hätte ich Verschönerungen vornehmen können. Ich hätte Frieden schaffen können hier auf Erden, das Kapital enteignen, die Nationalmanschaft die Weltmeisterscft gewinnen lassen können, SPD-Medienexperten ins Dschungelcamp schicken können, nichts wäre mir unmöglich gewesen.

Und, was habe ich getan? Ich habe mit meiner Alten gemauselt. Fuck forever!

Indirektes Erleben

Nach Aussage meiner Frau seien es Momente der Harmonie und der Lebensfreude gewesen. Man habe zusammen ein Bad genossen, sie und Josephine, mit den Zehen habe man geplantscht, sich über das Backen von Lebkuchen unterhalten und über das Laster des Naschens. Alles sei – so meine Frau – so friedlich gewesen! Zwei Nackedeis, die wohlgelaunt in der Wanne plaudern. Über dies und das. So entspannend sei alles gewesen, bis…

Bis sie das Blitzen in den Augen unserer Tochter gesehen habe. Und da sei in ihr gleich die Ahnung aufgekommen, dass etwas passiert. Dass die Zeit der Harmonie verronnen sei. Sofort habe sie das gewussst, sagt meine Frau. Da wäre also dieses Blitzen in den Augen gewesen, in diesen knallblauen Guckdingern, und dann habe unsere Tochter in das Badewasser gespuckt. Und dann habe sie – so meine Frau – mit honigsüßem Stimmchen gesagt:

„Spücklein, Spücklein, schwimm zur Mama!“

Ich selber kann nicht bestätigen, dass es sich wirklich so zugetragen hat. Ich saß zur gleichen Zeit im Arbeitszimmer und habe nur meine Gattin ausrufen hören, dass meine Tochter ein altes Ferkel sei. Darauf bin ich ins Bad geeilt und habe Josephine grinsen und ihre Mutter denn Kopf schütteln gesehen.

Ich weiß nicht, ob es die Weihnachtszeit ist oder was. Jedenfalls drängen sich mir derzeit massiv Idyllen auf.