Depression

Von Bord springen (MS Finnlady)

Auch das Springen von Bord wirft viele Fragen auf.

Nur ein Beispiel von vielen: Die Passagiere der MS Finnlady (Rostock-Helsinki-Rostock) werden per Durchsage (sehr!) regelmäßig darüber informiert, dass an Bord die East European Time gilt. Und nicht etwa die hundsordinäre Central European Time! Konkret bedeutet dies: Wenn ein Passagier sein Recht auf Selbstbestimmung dergestalt interpretiert, auf hoher See über die Reling zu springen – nehmen wir an, genau um 02:00 Uhr EET -, dann taucht er erstaunlicherweise ungefähr um 01:00 Uhr CET ins „kühle Nass“ ein! Doch was zunächst wie eine gute Nachricht klingt (immerhin hat derjenige eine gute Stunde gewonnen), erweist sich schnell als Startschuss für ein heikles Kuddelmuddel. Bei den derzeitigen Temperaturen braucht die Ostsee höchstens 15 Minuten um einen totzumachen. Doch wenn einer um 01:15 Uhr dahinscheidet, wer wird dann 45 Minuten später von Bord springen?

Es ist nur allzu verständlich, wenn sich Otto Normalverbraucher mit solchen Themata gar nicht beschäftigen will. Und ich auch nicht.

Die allmähliche verfertigung eines gedankens beim bloggen (2)

obwohl einem informationellem flickenteppich ähnlich, obzwar nur schein-kohärent, obgeich weltfremd durch und durch, heimelt sich uns das BEWUSSTSEIN mit einer inneren totalität an, die subjektiv irreführend anmutend, objektiv jedoch als ein produkt der evolutionären anpassung die möglichkeit des verweilens auf dem boden der tatsachen keineswegs verunpossibelt, sondern erst bedingt, sintemalen… (to be continued)

Ganz schlechte Sicht

Kraft bloßen Grübelns habe ich eines der großen Herbst-, bzw. Frühwinterrätsel gelöst: das Kolonnenrasen!

Selbiges greift ja gerade im Herbst-, bzw. Frühwinter um sich, und zwar genau dann, wenn die Voraussetzungen dazu eigentlich am schlechtesten sind, d.h. im dichten Nebel! Deshalb gilt das Kolonnenrasen ja auch als unerklärlicher Furor des Bleifußes, der ganz normale Menschen, rational völlig korrekt tickende, verantwortungsvolle Gesellschaftsmitglieder und Gesellschaftsmitgliederinnen erzplötzlich bei miserablen Sichtverhältnissen befällt.

 Doch unerklärlich ist der german gangbang – wie das Kolonnenrasen vom Rest der Welt auch genannt wird – keinesfalls. Man muss sich bloß einmal in die Lage versetzen.

Die, eines einsamen Autofahrers. Bei 10 Meter Sicht. Bei Nebel, Nacht und heiliger Scheiße! Auf ’ner Autobahn. Im Kriechtempo. Mutterseelenallein. Der tröstlichen Normalität des Lebens brutal entrissen. In fremden Umständen. Hoffnungslos. Noch unendliche 40 Kilometer bis Zuhause. Nahe an der Nahtoderfahrung. Verzweifelt.

Doch da!
In gefühlten 150 Metern Entfernung gewahrt unser Beispielautofahrer zwei brustwarzengroße Rotlichter mit einem schönen Hof drumherum: die Rücklichter eines Mitmenschen! Genauer gesagt, die Rücklichter von dem Mitmenschen sein Auto! Die Rettung! Das Ende der Odyssee! Die another day!

 Ergo drückt unser Beispielautofahrer, den wir nun der Übersichtlichkeit zuliebe Norbert nennen wollen, aufs Gaspedal und rückt schön nahe zum Vordermann, den wir ebenfalls aus Gründen der Übersichtlichkeit Konrad nennen wollen, auf. Soll der doch den schmalen Grat zwischen Mittelstreifen und Nichts ausbaldowern!

Konrads Laune verfinstert sich unterdessen alttestamentarisch. Schon seit Stunden fährt er durch den wabernden Nebel, sieht nichts, hat Hunger, muss Pippi und leidet Durst und dann bedrängt ihn auch noch irgend so ein Arschloch von hinten, womöglich – wie Konrad in einem glühenden Anflug von Homo-Panik argwöhnt – mit konkreter Fickabsicht! Zudem wird er aus dem Rückspiegel auch noch geblendet.

Völlig klar, dass Konrad nun seinerseits aufs Gaspedal drückt.

Für Norbert anderseits hat sich die Situation auch nicht verbessert – im Gegenteil! Denn nicht nur, dass sein Vordermann (Konrad) einen Fluchtversuch startet und so die rettenden Rücklichter entschwinden – nein! – mittlerweile hat sich auch noch ein dritter Wagen dicht an sein Hinterrad gehängt und triggert männerspezifische Urängste. Sterben oder Handeln lautet die Alternative und Norbert entscheidet sich zu handeln:

Er tritt entschlossen das Gaspedal durch, ohne zu wissen, welchen Teufelskreis er damit in Gang setzt…

Und so kommt es also, dass man manchmal, in einsamen Herbst-, bzw. Frühwinternächten, wenn man fröstelnd auf einer Autobahnbrücke steht und an nichts Böses denkt, im dichtesten Nebel Kolonnen von bis zu 30 Autos mit 180 km/h unter sich durchbrettern sieht.