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Plagiatsverdacht

Bis neulich, dh. bis vorgestern firmierte dieser Blog unter Dichtheit und Wahrung. Dass einem anderen Zeitgenossen ein dermaßen infantil-beknackt-abgründiger Titel jemals einfallen würde, erschien mir so unwahrscheinlich, so, so metaphysisch, dass ich…

Also ich hätte niemals damit gerechnet. Echt nicht.

Aber ich habe mich getäuscht. Weil es so selten passiert, wiederhole ich es gerne: Ich. Habe. Mich. Getäuscht! Dichtheit und Wahrung gibt’s schon. Cpt. Skink hat’s ergoogelt. Nun drängen sich Fragen auf: Wie konnte das passieren? Wie ist diesiges erklärabel?

  1. Vielleicht mit Gottlob Freges bezaubernder Idee, wonach die Menschheit über „einen gemeinsamen Schatz von Gedanken“ verfügt?
  2. Vielleicht aber auch nur mit Hinterlist? Demnach läge hier ein klassisches Beispiel für ein Vorab-Plagiat vor, d.i. der andere Blogger hat in doppelter Täuschungsabsicht meinen Titel antizipiert um den eigentlichen Ideendiebstahl zu vertuschen. Zugegeben, unter logischen Gesichtspunkten scheint diese Theorie gewagt – allerdings darf man die Boshaftigkeit des menschlichen Geistes niemals unterschätzen!
  3. Vielleicht fletscht hier aber auch nur ein blöder Zufall seine hässlichen Zähne?

Gleichwie, jetzt muss ein neuer Titel her! Wie dumm nur, dass die Superideen immer so rehscheu sind…

 

Trägheit der Masse

Ein x-beliebiger Körper, auf den weder Sex noch Schläge noch sonst was einwirken, plumst unweigerlich und senkrecht ins Null-Koma-Nichts. Jeniges nennt man in Expertenkreisen „die Trägheit der Masse“. Schuld daran sind die Higgs-Bosonen, die mit uns die Molly machen!

Ein kinderleichtes anti-empirisches Experiment möge das veranschaulichen:

Also Aufgepasst! Junger Mann, bzw. junge Frau, die du da bist! Du dort, Nähmlicher! Wohlan, lass dich nicht gehen! Schaue dich aufmerksam um in deiner Gebung! Damit ist das Experiment auch schon beendet.

Sollte diesiges wider Erwarten nicht reichen, dann unternimm eben einen neuen Versuch! Nur Mut, du bist jung und hast deine Zeit schon schlimmer vergeudet! Kuckkucke dich um in der deinigen Gebung! Sollte auch dann kein Fruchten sein, oh, dann nimm ein Gestein. Keinen Wackermann freilich, nein, einen polierten Flußkiesel nimm! Wirf nun den Kiesel kurz vor Sonnenaufgang in einen Mensch deiner Wahl hinab. Spitze darauf spitz die Ohren. Du wirst jedoch keinen Aufprall hören, da kannst du lauschen, bis du schwarz wirst! Nun aber warte ein paar Jahre. Dann fällt der Stein wieder in deine Hand. Wie ist diesiges erklärabel? Nähmlichst eignet jedem Menschen eine Masse, die Raum und Zeit krümmt. Ooh, wohl! Selbst ein Kuchenkrümel krümmt Raum und Zeit. Nur nicht so doll wie ein Eisenbahnwagon zum Beispiel, aber trotzdem… Raum und Zeit sind elastisch, das weiß doch wirklich jedes Schulkind! Also was fragt man da noch dumm! Das ist doch das A und O!

Gleichwohl will ich hier alles gaanz ruhig erklären, auch die Dummejungen-Fragen. Als Wissenschaftler lasse ich mich in keinster Weise provozieren – von niemanden! – und erkläre alles gaanz ruhig! Stelle man sich mal vor ein Tuch, welches elastisch ist. Und auf dieses Tuch tust du was drauf, vielleicht – um nur mal zwei Beispiele zu nennen – ein Kuchenkrümel oder einen Eisenbahnwagon. Und was passiert mit dem Tuch?

Muss man das denn noch erläutern, Herrschaftszeiten!?

Also gut. Ich erkläre alles gaanz ruhig. Das Tuch tut sich ausbeulen. Logisch! Ein bisschen nur wennste den Krümel nimmst. Wennste aber den Eisenbahnwagon nehmen tust, sackt der richtig durch und oben schließt sich das Tuch wieder. Und exaktement verhält es sich beim Menschen, der eingesackt ist in Raum und Zeit. Alles krümmt sich um den Menschen. Kein Entkommen möglich. Ist doch logisch! Und jetzt stellste deinerseitigst vor, dass die dritte Dimension beim Tuch die vierte Dimension in echt ist! Also ist völlig klar, dass der Kiesel, den du in einem Menschen hinab wirfst, von oben wieder in deine Hand fällt, denn der Mensch ist ja ein geschlossenes System. So ungefähr. Muss man eigentlich immer alles verklären, HimmelarschundZwirn!

Fassen wir zusammen: der Mensch ist in der vierten Dimension hohl. Und in diesem Hohlraum befindet sich die Seele. Klingt einfach, ist aber sehr komplexitiv und gehört gar nicht hier hin.

Keine Zeit!!!

Zum Dichten hab‘ ich keine Zeit,
Schluss jetzt mit dem Sublimieren.
Dietlinde, flott die Beine breit,
keinen Taug hat Muschi-Zieren.

Wortgeklingel ist mir zu billig,
ich pfeife auf den Reim, den schiefen.
Wenn er steht, ist er willig,
zum Mauseln fehl’n die Alternativen.

Spaßbad (Zandvoort)

Ich bin 52 Jahre alt. Ich habe meinen biologischen Reproduktionsauftrag erfüllt, den Heimatplaneten bereist, die Klassiker gelesen, der Prosa der Verhältnisse getrotzt, den Reichtum und die Armseligkeit des Lebens gekostet, ich habe Menschen sterben und Babys in die Welt flutschen gesehen.

Ich sollte eigentlich erwachsen sein.

Doch jetzt stehe ich in einem holländischen Freizeit- und Spaßbad auf dem 5-Meter-Turm und frage mich. Ich frage mich, was – zum Teufel! – ich hier oben eigentlich mache.

Es schwindelt mir. Etwas Ungutes zirkuliert in meinen Adern, meine Eingeweide tremolieren. Nackichte Angst steigt auf. Vor 40 Jahren stand ich in Kreuzau auf dem 10-Meter-Turm, schlimm war das damals, doch diesmal ist es viel schlimmer. Was also habe ich hier zu suchen?

Muss etwas bewiesen werden? Muss etwas überwunden werden? Treibt mich Langeweile? Oder Ruhmsucht?

Es ist  ein Alptraum. Mittlerweile wird die Schlange der Kinder hinter mir unruhig. Der Bademeister ist auf mich aufmerksam geworden. Lasst mich in Ruhe! Ich muss nachdenken!

Wie war das noch? Die Angst ist nur Angst, mehr nicht. Ah, die Angst ist nur ein Ding in meiner Welt. Eines von vielen. Die Kinder gucken mich an, dem Bademeister steht nun der Mund offen. Es sind nur 5 Meter. 5 Meter Luft in einem holländischen Spaßbad – wozu sind sie gut? Ich muss nachdenken!

Andererseits ist die Kante eines Sprungturms kein guter Platz zum Nachdenken…

Ich springe und sofort ist die Angst weg. Ich springe und eine herrliche Leere erfüllt mich. Ich bin nur ein fallendes Ding in meiner Welt. Eines von vielen.

Als ich aus dem kühlen, blubbernden Wasser aufsteige, muss ich mir ein Grinsen verkneifen. Ich überlege, ob ich mir die Gaudi noch einmal gönnen sollte. Noch mal eine Dosis Leere?

Kaum zu glauben!

Auxerrois

Sie graben Gräben ins Flachland, schütten Erde ins Meer, sie züchten Blumen mit unnützen Farben, sie lassen Milch schlecht werden, sie verlieren ungerne Fußballspiele und jetzt produzieren sie auch noch Wein! Ich habe mir vorletzte Woche gleich mehrere Gläser vom Auxerrois (s.o) genehmigt und dann frohgemut ein Räuschlein begrüßt. Bravo! Fruchtig und mineralisch und so. Gar nicht mal so schlecht!