Author: Halbmast

Keine Solidarität mit Marius

Aus Liebe zu meinen Kindern mache ich mich selbstverständlich gerne zum Affen, im speziellen Fall sogar zum Giraffen…

Die Duplizität der Ereignisse: vor ein paar Tagen findet der jüngste Sohn im Keller ein vollfunktionsfähiges Giraffenkostüm, welches als Vorjahresverkleidung des ältesten Sohnes indentifiziert wird. Da dieser sich aber momentan ziemlich genau am anderen Ende der Welt aufhält, ist die Enteignug seines Kostüms instantan beschlossen.

Zur gleichen Zeit informiert mich meine Noch-Gemahlin darüber, dass die Weiberfastnachtsfestivitäten im Kindergarten der jüngsten Tochter bevorstehen und dass es schön – will sagen: unbedingt erforderlich! – wäre, wenn ich mich diesesmal weniger karnevalsmuffelig präsentierte. Ansonsten Sanktionen!

Ich verstehe die Andeutung meiner Noch-Gemahlin und erinnere mich an das Giraffenkostüm. Ich bin ein Typ, der blitzschnell zusammenfügen kann, was nicht zusammen gehört: Giraffe – Halbmast, Halbmast – Giraffe. Warum nicht? Schon seit Anbeginn gehört zum rheinischen Karneval eine neckisch-kritische Attitüde, weshalb ich beschließe, mir aus Protest ein Namensschild auf das Giraffenkostüm zu kleben: MARIUS . Ein dezenter Hinweis auf meine Gefühlslage an einem Weiberfastnachtstag. Ich nehme an, die anderen Väter werden verstehen, was ich meine. So jedenfalls war der Plan.

Gerade eben ruft aber ein Typ an, der sich als Freund des ältesten Sohnes zu erkennen gibt und der höflich nachfragt, ob vielleicht sein Giraffenkostüm bei uns regallägrig sei. Er hätte dieses im letzten Jahr verliehen und so weiter und so fort.

Der Zufall ist manchmal eben doch Perfektionist. Und gnädig!

Die Tücken der Selbstreferenz

Tagesformabhängig, ob der Blick in die Zeitungen mich deprimiert oder amüsiert. Schwierig, sich nicht zu verschließen.

Immer ein Trost: das kleine Ökosystem, der Zwischenbereich. Die Welt in meiner Hör- und Griffweite.  Auch das ein Verschließen.

Schuld sind die anderen. Gute Erkenntnis, heilsame Erkenntnis! Jetzt wieder grundglücklich.

Nicht-naive Weltbejahung

Alaska, ein bewährter, inter-netter Mitstreiter, Antagonist und Spielkamerad, hat heute ein Stichwort von mir aufgegriffen und en passant das Konzept für einen kommenden Bestseller steingemeißelt. Ich hole mal seinen Beitrag aus der hinteren Kommentar-Ecke hervor, damit er hier gebührend gewürdigt wird. Great job, Alaska! (Mir scheint zwar, dass einige Unterkapitel verrutscht sind  (Religion als Weltbejahung? Was ist mit Fußball? Warum nur so wenig zum Thema Sex? Und warum nur im Anhang?), aber das sind unbedeutende Details!)

 

“Zum Skandal der Nicht-naiven Weltbejahung”
1. Vorwort
2. Einleitung
2.1 Wozu dieses Buch?
2.2 Lohnt es sich überhaupt noch, andere Bücher zu lesen?
2.3 Was mache ich jetzt mit all meinen anderen Büchern? Verschenken?
2.4 Brauche ich überhaupt noch irgendetwas anderes außer diesem Buch?
3. Welt und Bejahung
3.1 Wer oder Was ist “Welt”?
3.2 Bejahung und Verneinung
3.3 Naive und Nicht-naive Bejahung
3.4 Naive und Nicht-naive Verneinung
3.5 Sonderfall: Weder noch.
4. Naive Weltbejahung im Lebensalter
4.1 Der nuckelnde Säugling
4.2 Der masturbierende Jüngling
4.3 Der stolzgeschwellte Familienvater
4.4 Der Gourmet mit den grauen Schläfen
4.5 Die Vorfreude auf das Angesicht des Schöpfers
5. Exkurs: Weibliche Weltbejahung
5.1. Unmöglichkeit der Nicht-naiven weiblichen Weltbejahung
6. Formen der Naiven Weltbejahung
6.1 Skat
6.2 Alkohol
6.3 Dschungelcamp
6.4 GNTM
6.5 Nora Tschirner
7 Nicht-naive Formen der Weltbejahung
7.1 Religionen
7.2 Kapitalismus
7.3 Sozialismus
7.4 Weitere Diktaturen
8. Nicht-naive Formen der Weltverneinung
8.1 Buddhismus
8.2 Depressionen
8.3 Impotenz
8.4 Langeweile
8.5 Krankheit, Alter und Tod
9. Ausblick: Alternativen zur Welt
Anhang A: Anleitung zur naiven Weltbejahung mittels Sex
Anhang B: Illustration der naiven Weltbejahung mittels Sex
Anhang C: Detaillierte Illustration der naiven Weltbejahung mittels Sex (große Bilder)

Der Wolf und unsere Schäfchen

Gestern im Kino: The Wolf Of Wall Street von Scorsese. Unberechenbares, exaltiertes, urkomisches und kluges Entertainment – drei Stunden Spaß. Wie immer, wenn ich mich besonders auf ein Buch oder einen Film freue, ignoriere ich die Rezensionen. Und in diesem Fall mal sowieso. Schließlich geht es um Geld und noch mehr Geld und ganz, ganz viel Geld und um Amerika. Und da hört im deutschen Feuilleton selbstverständlich der Spaß auf.

Ich wage die Prognose: man wird dem Film einen Mangel an Moralbewußtsein und Volkspädagogik vorwerfen. Kunst ist ja nur frei, solange sie nicht gegen die Gesinnungshygiene verstösst. Scorsese erdreistet sich doch tatsächlich das Verführerische als verführerisch darzustellen und das geht mal gar nicht! Titten und Ärsche – fui! – gehören vollverschleiert – wir brauchen den kritischen Diskurs! Die geschmacklose, oberflächliche Lebensart gehört gegeißelt. Drogen darf es im Kino nur geben, wenn es auch Drogenopfer gibt. Und überhaupt gehört Gier angeprangert – sie ist ja etwas inhuman Widernatürliches, ein Produkt von Dekadenz und Depravation.

Darauf wird es hinauslaufen. Wenn nicht, leiste ich beschämt Abbitte und verzehre 48 Stunden kein Fleisch. Und lese einmal „Die Zeit“ von vorne bis hinten. Sogar den Kulturteil.

Liveticker GNTM

Heute ab 20:15 Uhr hier auf Urknall und Dingsbums:

die Höhepunkte von Germany’s next Topmodel im Liveticker !

 

15:37 Uhr: Nur noch 4 Stunden und 38 Minuten! Spannung pur!

+Liveticker entfällt wg. Unpässlichkeit+Halbmast akut bettlägrig+Zustand schlimm, aber nicht hoffnungslos+Nie wieder Kartoffelsalat!+evt. nächste Woche Livevertickerung+Sorry+

 

PS.

Ich habe mir – Unpässlichkeit hin, Unpässlichkeit her – GnTM doch noch angetan. Da mir schon schlecht war, hatte ich ja nur wenig zu verlieren. Das ist irgendwie eine Mischung aus Internatsdrama und höfischer Posse. Mode als Repäsentationsfetisch sine nobilitas.

Makabrer Casting-Gag von RTL: in der Jury sitzt jetzt eine Mumie! Seit der Dr.Best-Zahnpastareklame hatte ich mich nicht mehr so gefürchtet vorm Fernseher. Gar nicht lustig!

Wo ist eigentlich dieser Knuddel-Schwuli geblieben?
Wo der Puder-Pudel?

Und warum trägt dieser pseudo-zauselige Juror immer aufgekrempelte T-Shirts, obwohl er Streichholzärmchen hat?
Und wozu diese ganzen Lockerheits-Fake-Accessoires, wie Käppi und „Sonnenbrille aufm Kopp“?

Lustig: die Mumie spricht (Fernsteuerung? Animation?) „Ich habe ja nicht so dünnes Haar wie du!“ Gemeint war der Pseudo-Zausel, der die kleine Bosheit aber wahrscheinlich nicht mitbekommen hat. Borniertheit hat halt auch ihre guten Seiten.