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Bedingungslosigkeit

Grundeinkommen

Kleingeist triumphiert über visionäre Salon-Ökonnomie: die Schweizer lehnen das bedingungslose Grundeinkommen ab. Die Eidgenossen wollen partout keinen Kuchen geschenkt. Schade, sehr schade!

Ich hatte mich schon ein bisschen gefreut. Sie hätten doch nur ein Jährchen durchhalten müssen, die Schweizer, doch kaum länger. Ich habe keine Ahnung von Wirtschaft und schnödem Zahlenwerk. Ich kann nicht einmal die ökonomischen Folgen abschätzen, wenn ich einen Euro in den Trevi-Brunnen werfe, alles ist so kompliziert, aber ich hatte mir gedacht: ein Jahr müsste doch dicke reichen. Ich meine, nach der Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens, ein Jahr nur. Dann hätte ich mir doch gewiss für eine Handvoll Euro ein Häuschen im Tessin leisten können, oder? Hätte denn nicht ein solides Wertschöpfungs-Minus im Zusammenspiel mit Preissteigerung zu einer löblichen Abwertung des Franken und somit zur Erschwinglichkeit des tessiner Wochenendhäuschens geführt?

Es hat nicht sollen sein.

Wie gesagt, um Nutzen und Machbarkeit des bedungungslosen Grundeinkommens zu beurteilen, fehlt es mir an Expertise (ich gehöre diesbezüglich also einer verschämten Minderheit an) und für gesellschaftliche Visionen habe ich nun einmal nicht genug mit Drogen experimentiert. Aber es wäre sicherlich unterhaltsam geworden, die Schweizer bei der freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu beobachten. Denn dazu wäre es ja – den Befürwortern zufolge – ohne den unzeitgemäßen Zwang zur Lohnarbeit und zur Verdinglichung automatisch gekommen: zu einem veritablen Boost an Kreativität und politischer Partizipation, zu einem deutliches Plus an Lachfalten und beseelten Pusteblumen-Momenten. Das hätte man doch wirklich gerne gesehen. Zumindest aus sicher Entfernung.

Es wär zu schön gewesen. Jetzt muss die Diskussion halt fortgeführt werden. Vielleicht sollte es beim nächten Mal eine Aufstockung des Angebots geben. Vielleicht 3000 Franken? Kann man dazu Nein sagen? Vielleicht reichen finanzielle Anreize aber auch nicht. Vielleicht müsste noch irgendwas mit Sex und freier Liebe her. Oder was mit Iphones. Irgendann wird sich der Kleingeist schon der Beglückung öffnen, keine Frage.

Schlecken im Wandel der Zeit

Früher war alles einfacher. Auch das Eisschlecken.
Da gab es Schoko, Vanille, Nuss (?), Erdbeer, Zitrone und Kirsch. Und basta!

Dann gab sich der Zeitgeist verwegener und die Sorten Pfirsisch und After-Eight kamen hinzu.
Der Entscheidungsfindungsprozess verkomplizierte sich damit – sehr zur Freude von Warteschlangen-Fans – ganz erheblich.

Heute ist die Eisdiele ein Ort der Selbstfindung und der feinen Distinktion! Wer was auf sich hält, schleckt Crossover-Eis, aber welches? Gurke-Wasabi oder Grüntee-Minze?
Was passt besser zu deinem Typ?

Gerade eben bei unserem Maestro-di-Gelato umme Ecke habe ich Zuchini-Gorgonzola probiert.
Pervers, aber lecker! Zuchini-Gorgonzola! Wir leben in echt spannenden Zeiten.

Far from Georgia

Vorweg dies:

Meine Frau und ich schätzen klare Rollenverteilungen im ehelichen Alltag. Mögen manche Zeitgenossen und Zeitgenossinnen solche Rollenverteilungen beargwöhnen und bestirnrunzeln – uns bieten sie eine willkommene Beziehungskomplexitätsreduzierung, welche ein gedeihliches Miteinander befördert und uns zudem genügend Zeit und Energie lässt, um uns auf Ehe-Nebenschauplätzen zu bekriegen! Natürlich: jede Rolle ist ein fauler Kompromiss, aber solange jeder von uns das Gefühl hat, bei ihrer Verteilung den anderen über den Tisch gezogen zu haben, sind alle glücklich und zufrieden. Im Großen und Ganzen sind bei uns die Aufgaben schon gerecht verteilt: Sie bringt die Jüngste ins Bett – ich gucke schon mal vor, was im Fernsehen läuft. Ich fahre Auto – sie „kennt“ den besseren Weg. Ich koche – sie sucht die Vitamine im Essen, etc.

Leider wird unsere Musterehe gelegentlich durch den widersetzlichen Eigensinn meiner Frau an ihrer vollen Prachtentfaltung gehindert. Dann stellt sie – womöglich aufgehetzt von irgendwelchen Frauenzeitschriften, die sie vielleicht ja doch heimlich liest – Bewährtes und Evidentes in Frage, dann will sie ihren beziehungsinternen Part nicht mehr übernehmen, manchmal sogar nicht einmal wahrhaben! Beispielsweise weigert sie sich als Hat-keine Ahnung-von-Musik zu fungieren und strebt guerillamäßig meinen Hat-Ahnung-von-Musik-Status an.

Gestern also… Stop! ich muss noch etwas anders vorausschicken!

Den Dachspeicher meiner Eltern. Der ist nämlich im Laufe der letzten Jahrzehnte zum Depot für Bücher und CDs geworden, die ich in unserem Haus nicht mehr sehen, aber aus Charakterschwäche auch nicht endgültig entsorgen will. Kistenweise steht da das aussortierte Zeug rum und gelegentlich durchstöbere ich die Lagerware, weil ich meiner eigenen Selektion misstraue.

Gestern also entdecke ich in einer dieser Kisten eine gebrannte CD mit der unverkennbar eigenhändigen Aufschrift Prince. Nur Prince steht da, sonst nichts und ich weiß nicht, was das für eine CD sein soll, die ich da in Händen halte. Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, jemals diese CD gebrannt, beschriftet (und dann auch noch so beknackt kryptisch beschriftet!) oder gar gehört zu haben. Ich beschließe, das Rätsel zu lösen und nehme mein Fundstück mit. Auf der Rückfahrt kann man da ja mal reinhören, yo.

Doch als ich mir dann die CD anhöre, wird alles nur noch rätselhafter. Ich kenne die Stücke überhaupt nicht, schlag mich tot! Noch nie gehört! Klar, das ist Prince aber was für ein Album? WaaasfürnnePlattezumGeierisndas? in meiner Rat- und Fassungslosigkeit begehe ich den Fehler, laut zu denken. Was meine Frau als Aufforderung zum Gespräch missversteht.

Was, du kennt die Platte nicht? Oh, Mann, du bist mir ein Experte. Der Trottel kennt die Platte nicht! Ich lach mich schlapp!

Ich vermute, dass mir an dieser Stelle ein gereiztes Und du? DU weißt es nätürlich? Hahaha! entfleucht sein muss denn sie antwortet zu meinem Entsetzen im auftrumpfenden Ton:

Klar, du Trottel, das ist die „Far from Georgia“! Irgendwann Anfang der 90er erschienen!

Ich traue meinen Ohren nicht. Far from Georgia? ich frage meine Frau, ob sie vielleicht Prince mit John Denver verwechselt? Ihr zuzutrauen wäre es. Nein, erkläre ich, ein Prince-Album Far from Georgia gibt es definitiv nicht!

Andererseits kann ich mir da nicht zu 100 Prozent sicher sein und sie insistiert aufreizend hämisch und siegessicher. Und wenn es jetzt doch ein gleichnamiges Prince-Album gibt? Der Typ war ein irrer Vogel, man weiß es nicht. Far from Georgia? Für mich gilt es den möglichen Schaden abzuwägen. Wenn ich nun meiner Frau weiterhin vollumfängliche Ahnungslosigkeit unterstelle und zu Hause stellt es sich dann raus, dass sie rein zufällig – in klassischer Blindhuhnmanier – doch recht ha… Gar nicht auszudenken! Eine Katastrophe wäre das. Sie ist gerissen, sie wartet nur auf einen solchen Fauxpas. Ich muss jetzt vorsichtig sein und den richtigen Ton treffen. Besser partielles Nichtwissen einräumen (was auch von Souveränität zeugt!), als den Experten-Status ganz zu riskieren! Jovial bitte ich sie, doch vielleicht einmal das Cover zu ergoogeln. Nicht dass ich ihr misstraue, nein, aber vielleicht könnte ich mich dann ja erinnern und so. Du weißt schon, Schatz.

Im Nachhinein mache ich mir Vorwürfe. Ich denke, es hätte mir auffallen müssen. Ich hätte bemerken müssen wie lange sie angeblich googelte, wo sie doch sonst so unglaublich fix in diesen Dingen ist. Und ich hatte sie ja auch noch gefragt, hatte ich noch. Was issen nun mit deinem „Far from Georgia“? Und sie hatte behauptet, die Verbindung breche dauernd ab, einen Augenblick, mein Trottelchen. Tja und wir fuhren durch die Voreifel und es klang plausibel.

Dann sagt sie. Hier guck!

 

Far from Georgia

 

Und ich guck und staune. Also doch! Wer hätte das gedacht! Far from Georgia. Ich schaue intelligent aus meiner Wäsche. Far from Georgia? Was hat sich Prince dabei bloß gedacht? Vielleicht ist das irgend so ein Slang-Ding, ein Idiom? Keine Ahnung. Unterdessen gratuliere ich mir innerlich, so umsichtig taktiert zu haben. Gut, dass ich sie nicht weiter provoziert habe! Das wäre ein Fiasko geworden. Mühsam quetsche ich ein Respekt, du hast den Kennt, Baby! ab.

Und dann spüre ich wie sie leise-quietschend auf dem Beifahrersitz erbebt und mir schwant Übles, ganz Übles. Gib zu, dass ich genial bin! sagt sie. Los gib’s zu! Und ich frage, schlagartig ermattet, nur Wie? Wie nur? Und sie sagt: Pixlr! In 60 Sekunden! Und ich übrlege, ob ich vielleicht gegen einen Baum fahren sollte.

Wie gesagt, meine Frau und ich schätzen klare Rollenverteilungen. Leider vergesse ich manchmal welche Paraderolle mir dabei zufällt, ich Trottelchen, ich! Egal, Rollen machen frei und deshalb liebe ich sie. Die Rollen und sie.

 

Kunst ist uncool

Ausgerechnet ich, der ich ein approbierter Kunstbanause bin, bekomme eine Einladung zur Finissage zugeschickt! Dort heißt es, der Künstler gewähre – quasi exklusiv – „Einblick“ in seinen „Werkansatz“.

Nein danke. Eher nicht. Werke könnte ich gerade noch so hinnehmen, aber keine Werkansätze. Das ist mir zu meta. Lässt man sich darauf ein, wird man post opus womöglich noch genötigt eine Interpretationswerkstatt zu besuchen. Oder gar Affirmationsarbeit zu leisten. Oder Sinnkontexte zu designen, o.ä.

Da gehe ich lieber Blechschadensvorfälle auf irgendwelchen Frauenparkplätzen gucken.