Bachforellen

Wir sind zu einem meiner Kindheitsorte gefahren, was wir immer öfter tun in letzter Zeit, was hoffentlich nichts Schlimmes zu bedeuten hat, wer weiß es.

Da, wo der Bach in den Fluß mündet, steht immer noch die Papierfabrik, ein finsteres, verlorenes Backsteingebäude, dass das Tal dahinter vor neugierigen Städtern schützt. Hier stockt der gemeine Wandersmann, das sieht gar nicht einladend aus hier, hier dreht er ab.

Doch das Tal, dass der Bach durchschlängelt, wird schöner und schöner mit jedem Schritt, dem man seinem Lauf folgt. Schließlich säumen anmutige Morgen Blumenwiese den Weg. Dort haben wir immer gepicknickt. Mein Lieblingsonkel, der sich mit dem Rücken auf die Decke fallen ließ und immer sagte: Ich plädiere auf Freispruch! Die Fresskörbe, die wir Kinder systematisch leermampften. Die tausend Wettkämpfe, die meine Cousins und ich uns einfallen ließen. Und der Bach.

Es ist leicht die Stelle zu finden, wo wir die Staudämme bauten. Wir standen Stunden im Wasser, bis unsere Füße blau waren. Unter allen Steinen, die wir umdrehten, war irgendein Tiergedöns. Wasserspinnen, Regenwürmer, Käfer merkwürdigster Art, flüchtender Glibber. Ich erkenne die Silberweiden und Eschen wieder, ihr urzeitliches Wurzelwerk. Verstecke für Viehcher, die man nie richtig zu sehen bekam.

Nun, 40 Jahre später, ächzt Josephine unter der Fron des Baches. Sie schleppt unermüdlich Steine herbei und wirft sie ins Wasser. Wir müssen aufpassen, dass unser Staudamm nicht das Ufer überschwemmt, sagt sie. Die Gefahr ist nicht zu unterschätzen, stimme ich ihr zu.

Ein zeitlang stehe ich ganz still. Damals waren hier Forellen, aber jetzt kann ich keine sehen. Aber ich weiß, dass sie in der Nähe sind. Sie stehen irgendwo in der Strömung und warten bis wir wieder verschwunden sind.

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