Holzbank

Der Himmel trägt ein kurzes Röckchen, wir fahren ins Freie, Licht soll ins Gemüt. Wir kennen da einen schönen Ort mit Wiesen und Weiden und plätscherndem Bächlein. 15 Minuten Bleifuss, dann ist man da.

Als ich aus dem Auto steige, fliegt mir ein Zitronenfalter ins Auge. Okay, er fliegt mir nicht ins Auge, aber knapp vorbei. Ich bin bedient und will nach Hause, es erfolgen lautstarke Wortwechsel, schließlich überredet man mich zu bleiben. Aber nur, weil mir für die Rückfahrt ein Eis versprochen wird.

Wir latschen über Auenwiesen. Meine Frau befiehlt mir, mich zu erholen. Die Sonne zieht nun blank, selten hat der Winter so grandios Frühling vorgetäuscht. Auf der gegenüberliegenden Seite des Bächleins steht ein ungepflegtes, dickes Schaf im Gras. Es wirkt völlig durcheinander. Um das ungepflegte, dicke, durcheinanderne Schaf torkelt ein Lämmchen herum. Sein Name sei Hasselhoff. Die Nabelschnur hängt ihm noch vom Bauch. Hasselhoff versucht an Mutters Milchapparatur zu kommen, aber das ungepflegte, dicke, durcheinanderne Schaf dreht sich immer wieder seitwärts davon. Die beiden führen einen merkwürdigen Tanz auf. Geht das lange so weiter, hat Hasselhoff bis Ostern niemals Schlachtgewicht.

Aber ich habe Schlachtgewicht, weshalb ich mich auf eine Holzbank lege, die einsam am Wegesrand steht. Ich schließe die Augen und lausche dem Drumherum. Ab und zu kommen Spaziergänger vorbei. Ein Unrasierter liegend auf einer Bank! Da verstummen dann ihre Gespräche. Gut so.

Die Sonne scheint, das Bächlein rauscht, mein Atem ist ein Gaudibursche: rein und raus und rein und raus. Warm ist’s, die Bank mein Wölkchen.

Von ferne, da wo der Spielplatz liegen muss, höre ich Kommandotöne. Ein junges Mädchen erklärt ihrer Mutter energisch die Regeln für das Spiel, das sie gerade erfindet. Die Hauptregel lautet, dass sich die Mutter aller Willkür zu beugen hat. Die Mutter ist klug und tut das auch.

Schließlich ratze ich famos ein und wache erst wieder auf, als auf der anderen Seite des Baches die Schafsherde den Bauern mit allgemeinem Blöken begrüßt. Die Sonne scheint und ich bin immer noch müde.

Ich tschläppe mich zum Spielplatz und frage: Wann kriegen wir jetzt unser Eis?

 

4 comments on “Holzbank

  1. Emmanuelle 9. März 2014 20:02

    Eine ganze Traube Spaziergänger steht vor der Holzbank und diskutiert. Beredet wird, ob das bebende, schnarchende aufs organischste menschelnde Es, fest mit dem Holz verzapft, eine Gefahr für die Umwelt, das Lamm, die Allgemeinheit, sich selber darstellt. Zu erahnen ist diese sonntagsbürgerliche Besorgtheit mehr aufgrund des ängstlichen Rumgefuchtels als dass man das dumpfe, auf- und abschwellende Gemurmel tatsächlich verstehen könnte. Kurz überkommen mich traumhafte Bildfetzen voller Forken und Fackeln und einen seltsamen kurzen Moment ist mir, als schleife man den schnarchenden Holzbock mit Stricken in den Bach, doch bald fesselt mich etwas anderes. Das brachiale Kind ruft nach mir, die Sonnenruh, so gelb, findet ihr End. Ich spiele um mein Leben und der Zitronenfalter fliegt dem erwachenden Mann erneut ins Augenrund, wird mit zierlichen Fäustchen zerrieben. Eis Eis es neigt sich der Nachmittag zur Sonne hin.

  2. Alaska 9. März 2014 23:41

    Liebe Emma Nülle,

    Du bist offensichtlich ein Halbmast-Groupie? Dann habe ich eine gute und eine schlechte Nachricht für Dich.

    Die schlechte Nachricht lautet: Ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass der Halbmast seit Jahren schon – seiner Darstellung zufolge sehr glücklich – mit einer offenbar ganz famosen und einzigartigen Ehefrau verheiratet ist, gegen die solche jungen knackigen Dinger wie Du, die es eh nur auf „das Eine“ abgesehen haben, keine Chance haben. Er spielt nur mit Dir, Emma, er geniesst hier Deine Verehrung, die aus Deinen zärtlichen Kommentaren spricht, aber er wird Deine Leidenschaft nie erwidern. Kannst Du Dir abschminken.

    Die gute Nachricht lauet: Zufällig plane ich derzeit mich konkret einer Testosteronersatztherapie zu unterziehen, die mir sagenhafte längst halbvergessene Fähigkeiten wieder bescheren wird, aber holla! Erste diesbezügliche Sondierungsgespräche haben leider ergeben, dass meine langjährige treue Ehefrau interessenmässig an diesen meinen zukünftigen besonderen Fähigkeiten inzwischen eher weniger involviert sein werden möchte aufgrund Überforderung , Entwöhnung und Alterungsprozessen.

    Daher schätze ich mal glücklich, Dir anbieten zu können, wenn es in ein paar Wochen mit dem Testosteronspiegel soweit sein wird, dass wir zunächst natürlich ganz unverbindlich und rein platonisch, hier mit dem gegeseitigen Kontakt, auf Basis leidenschaftlichen Respekts und Augehöhe, damit Deine Blüte der sexuellen Flammen nicht unerwidert an dem Halbmast verwehen muss, mit mir mal das eine oder andere heisse Gedänkchen austauschen wenn Du möchtest.

    Denk da mal drüber nach!

    • Halbmast 10. März 2014 8:43

      Das Mindeste, was ein Mann einer Trophy-Woman wie Emannuelle bieten sollte, ist eine EIGENE Hompage! Ich sehe deshalb ihrer Entscheidung gelassen entgegen.

      Außerdem ist meine Ehe gar nicht sooo toll. In der Eisdiele darf ich immer nur EIN Bällchen!

      • Alaska 12. März 2014 9:50

        Eigene Homepage?

        Nur was für Testosteron-Protze.

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