Gutes Timing

Effekt ist eine Frage des Timings. So geißelt Hütten-Papst Franziskus in seiner gestrigen Christmette die moderne Konsumgesellschaft und ihren erratischen Kokolores. Hätte er das VOR den Weihnachtseinkäufen getan, wäre die Menge der Beschämten, Zerknischten und Gewissensgepeitschten womöglich kleiner gewesen.

Aber auch die Menge derjenigen, die sich per Zustimmung Absolution erhoffen.

Vielleicht aber, tue ich dem Papst unrecht. Vielleicht hat er den Out-of-Time-Zeitpunkt nur gewählt, um mit seiner Rede so wenig Schaden wie möglich anzurichten. Hinsichtlich des Familienfriedens.

5 comments on “Gutes Timing

  1. Alaska 26. Dezember 2015 17:20

    Ja, diese Konsumversessenheit und -hörigkeit durchwächst und untergräbt leider schon seit einigen Jahrhunderten zunehmend unsere ursprünglich maßvoll angelegte abendländisch-erfolgstüchtige Weltanschauung. Beispiel:

    „Mit Ihren Methoden müßten die meisten Resultate der modernen Mathematik aufgegeben werden, und für mich ist es wichtig, mehr und nicht weniger Resultate zu bekommen.“

    (Opulenzmathematiker David Hilbert 1924 zum bescheidenen Remonstranten Luitzen Egbertus Jan Brouwer)

  2. Alaska 27. Dezember 2015 9:40

    Vielleicht aber, tue ich dem Papst unrecht./em>

    Natürlich tust Du das.

    Der Papst ist doch ein vernünftiger Mann, der seinen Schäfchen zunächst einmal grundsätzliches Vertrauen entgegenbringt. So hat er frohgestimmt abgewartet und sich erst am Heiligen Abend die Umsatzzahlen der Einkaufshäuser liefern lassen, woraufhin allerdings seine unmittelbare Reaktion erfolgen musste, da nun schwarz auf weiß unleugbar das Fehlverhalten dokumentiert war.

    • Halbmast 27. Dezember 2015 10:44

      Vertrauen ist gut, Information besser. Woher soll man denn wissen, dass maßloser Konsum nicht gut ist? Unsere Politiker behaupten doch immer genau das Gegenteil. Wenn ich rechtzeitig darüber vorher informiert worden wäre, hätte ich viel Geld sparen und in Sotaeria oder andere karmische Fonds investieren können.

      • Alaska 27. Dezember 2015 12:02

        Woher soll man denn wissen, dass maßloser Konsum nicht gut ist?

        Du hast wohl die letzten zweitausend Jahre überhaupt nicht aufgepasst, Halbmast:

        „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.“ – Markus 10,25

        • Alaska 3. Januar 2016 15:37

          Womit wir übrigens wieder beim Sack des Hütten-Papstes wären (beziehungsweise dem seines Weihnachtsmannes) und den an ihn geknüpften Erwartungen der Konsumenten, die sogar unter den der „Objektivität“ (rofl) verpflichteten Mengenlehrern keinesfalls gelichmäßig ausfallen:

          „Felix Bernstein, ein Schüler von Cantor, berichtete von dem deutschen Mathematiker Richard Dedekind (1831 bis 1916) Folgendes: Dedekind habe gesagt, für ihn seien Mengen „ geschlossene Säcke, die ganz bestimmte Dinge enthalten, von denen man nichts wisse, außer, dass sie vorhanden und bestimmt seien“. Cantor habe daraufhin „seine kolossale Figur“ aufgerichtet, erinnerte sich Bernstein: „Er beschrieb mit erhobenem Arm eine großartige Geste und sagte mit einem ins Unbestimmte gerichteten Blick: ,Eine Menge stelle ich mir vor wie einen Abgrund.‘ „“

          http://www.wissenschaft.de/archiv/-/journal_content/56/12054/2486933/Die-Zahlengerade-kennt-jeder-aus-der-Schulzeit/

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