Aufgewacht mit dem Gefühl, den 3. Dan in Haiku zu haben.
Ich muss dichten!
Mach das Undurchdringliche klar und das Klare undurchdringlich, sag ich mir!
Schreib irgendwas über Kirschblüte und Grottenolm!
Lass der Poesie ihre fünf Minuten!
Doch als ich am Schreibtisch sitze, hebt draußen übler Radau an.
Junge Winde randalieren in der Botanik.
Böen zerren an Zweigen und schubsen Blüten umher.
Auf den Straßen geraten Toupetträger in Panik.
Der Linienbus gerät ins Wackeln.
Mütter stoßen spitze Schreie aus.
Manches kullert herum, anders scheppert, alles macht schafsblöd.
Die Konzentration ist futschikato.
Schade, ich wollte nur den kommenden Frühling lobpreisen.
Nur ein kleines, legeres Gedicht schreiben.
Aber bei diesen Unbilden, wer kann da noch Haiku!
Flucht ist einzig Wunsch,
brachial Natur Gewalt,
doch so schrecklich schön!
Da der Sturm sich entblasen
greift der Dichter mutig die Feder.
Und zieht wieder vom Leder.
Deine Böen, Stürmchen,
Spalte ich mit blanker Brust!
Bei soviel Raufeslust
vergeht dir wohl das Brausen?
Kleine Eier, dicke Plautze!
Sturm, von mir kriegste
auf die Schnautze!
Ich dichte schöner als du wütest.
Besser du deine Schäfchen hütest.
Mit dem Metrum nehmen wir beide
es nicht übermäßig genau, du dumme Sau.
Aber ich scheitere schlauer, du kalter Bauer!