Allgemein

Hindukusch

Eigentlich ist Sprachkritik – was rede ich da – nicht „eigentlich“ sondern absolut zweifelsfrei ist Sprachkritik und das ganze sprachpflegerische Gewese ein Geschäft für Korinthenkacker und Wichslurche. Zu strengstem Verzicht rate ich da im Allgemeinen. Ich meine, die Grundidee von Sprachkritk besagt: mein Sprachgebrauch ist richtig und dein Sprachgebrauch ist falsch. Was soll daran emanzipatorisch, was konstruktiv sein? Die Leute haben alle möglichen Probleme – Intelligenzprobleme, Wissensprobleme, Potenzprobleme, Emo-Probleme und was sonst noch. Jedoch ist mir noch nie jemand begegnet, der sich nicht verständlich machen konnte mangels Sprachkompetenz. So etwas gibt es schlechterdings nicht. Und wenn unsere Sprachkritiker anstatt von Sprache zu reden, tatsächlich auch einmal über Sprache nachgedacht hätten, dann wüssten sie es auch.

Ich beabsichtige nun wirklich nicht, mich über Leute zu mokieren. die anders reden als mir es passt. Wir leben in einem quasi freien Land, rede jeder wie will. Freilich sollte Toleranz nicht als Freifahrtschein für Rücksichtslosigkeit der dummdreistesten Sorte verstanden werden! Wir homo sapiense sind ja zu einem leidlichen Miteinander verdammt, sollten uns bemühen, uns gegenseitig nicht allzu sehr auf den Sack zu gehen. Es mag egozentrisch klingen, aber ich finde, auch ich habe ein Recht darauf, dass man meine Nerven nicht unnötig strapaziert. Nicht nur die anderen alle haben ein Recht darauf!

Deshalb meine höfliche Bitte an alle User meiner Muttersprache, insbesondere an die Herrn Journalisten und Politiker: bitte, bitte, bitte sagt doch bitte „Afghanistan“, wenn ihr Afghanistan meint. Das tut doch gar nicht weh! Sagt, schreibt einfach „Afghanistan“ und hört bitte, bitte endlich mit dieser verdammten „Hindukusch“-Scheiße auf! Gerade heute wieder – zum hunderttausendsten Male! – in der ZEIT gelesen: „Stippvisite am Hindukusch“.

Ich verstehe, man kann sich am eigenen Erdkundewissen erfreuen, aber verdammt, lasst endlich die Finger von den Periphrasen! Spielt nicht mit Synekdochen herum! Das kommt so dermaßen bescheuert rüber, bitte Schluß damit! Machen. Ab jetzt! Einverstanden?

Indirektes Erleben

Nach Aussage meiner Frau seien es Momente der Harmonie und der Lebensfreude gewesen. Man habe zusammen ein Bad genossen, sie und Josephine, mit den Zehen habe man geplantscht, sich über das Backen von Lebkuchen unterhalten und über das Laster des Naschens. Alles sei – so meine Frau – so friedlich gewesen! Zwei Nackedeis, die wohlgelaunt in der Wanne plaudern. Über dies und das. So entspannend sei alles gewesen, bis…

Bis sie das Blitzen in den Augen unserer Tochter gesehen habe. Und da sei in ihr gleich die Ahnung aufgekommen, dass etwas passiert. Dass die Zeit der Harmonie verronnen sei. Sofort habe sie das gewussst, sagt meine Frau. Da wäre also dieses Blitzen in den Augen gewesen, in diesen knallblauen Guckdingern, und dann habe unsere Tochter in das Badewasser gespuckt. Und dann habe sie – so meine Frau – mit honigsüßem Stimmchen gesagt:

„Spücklein, Spücklein, schwimm zur Mama!“

Ich selber kann nicht bestätigen, dass es sich wirklich so zugetragen hat. Ich saß zur gleichen Zeit im Arbeitszimmer und habe nur meine Gattin ausrufen hören, dass meine Tochter ein altes Ferkel sei. Darauf bin ich ins Bad geeilt und habe Josephine grinsen und ihre Mutter denn Kopf schütteln gesehen.

Ich weiß nicht, ob es die Weihnachtszeit ist oder was. Jedenfalls drängen sich mir derzeit massiv Idyllen auf.

Das Handwerk des Fallens

Ich falle schier endlos, genüsslich-panisch von einem Dach und wache mit dem Gedanken auf, dass Dachdecker solche Träume wohl öfter haben müssen. Oder ist es umgekehrt: träumen nur Nicht-Dachdecker vom Dach zu stürzen? Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, was ich auf einem Dach zu suchen hatte. Vermutlich bin ich im Traum aus den Bleikammern geflüchtet.

Quälendes Unwissen

JLG

Dies Photo ist 1963 während der Filmarbeiten zu Le Mepris entstanden. Der Typ mit Sonnenbrille und nacktem Oberkörper ist eindeutig Jean Luc Godard, Godard der alte Schwede. Und hinter der Kamera steht – wer erkennt ihn nicht sofort! – Raoul Coutard. Coutard, die Legende, der Halbgott der Kontraste, der sinnliche Analytiker, das Genie hinter den Linsen. Godard und Coutard also – soviel ist klar.

Aber wer ist der Typ, der zwischen ihnen steht, der Typ in den hellen Chinois? Der Kameramann-Assistent? Wie heißt er? Ob ihr es glaubt oder nicht – ich komm nicht drauf! Partout nicht, schlagt mich tot, ich komm nicht drauf! Ich habe mir das Photo schon stundenlang in Vergößerung angeschaut, aber ich komm nicht auf den Namen. Von dem Typ da.

Und noch etwas lässt mir keine Ruhe. Wenn man genau hinschaut, ganz genau, dann erkennt man im Hintergrund rechts eine Stromleitung an der Wand, da hinten da, da sieht man sie, die Stromleitung. Wie sie senkrecht, wie die senkrecht an der Wand. Hoch. Wo führt die hin? Verdammt noch mal, wo führt diese verdammte Stromleitung hin?

Öko

Mein Wagen!
Einst der Stolz meines Bleifußes…
Jetzt ein Fall für Geologen.

Langsam entstehen neue Erd- und Gesteinschichten im Fußraum.
Nicht mehr lange und er produziert seinen eigenen Diesel.

Danke Frau! Danke Kinder!

Mann im Schrank

Was gibt’s denn da zu glotzen?
Was gibt’s denn da zu glotzen, du Honk!
Du, Honk, du!

Noch nie ’nen nackten Mann gesehen?
Du, blöder Honk, du!

Ach, ne? Das ist dein Kleiderschrank?
Schön für für dich!

Tatsächlich? Das ist deine Alte? Die da auf’m Bett liegt?
Ne, du Schwachmat, hab‘ ich noch nie gesehen.

Ich sach doch: ich steh‘ hier halt rum.
Was dagegen?

Das ist doch lächerlich!
Geh‘ mal zum Psychater, lass dir mal den Kopf untersuchen!

Nochmals: ich kenn die Alte nich.
Seh‘ ich zum erstenmal.
Ist von vorne gar nicht mein Typ!

So. Beruhigst du dich mal langsam, du Arschgesicht?
Und machste mal wieder die Schranktür zu?

Danke.
Vielen, vielen Dank!
Ironiemodus off.

Oh, Mann!
War das ein dämlicher Honk.
Echt nicht zuglauben.

Unicode für Monaden

Im Hinguck auf die erwartliche Demnächtlichkeit einer intrairdischen Invasion Extrairdischer, büffel ich fleissam UNICODE. Man ja präpariert sein sollte für den Gedankenaustausch mit den andromedalen Ikonoklasten und ihren inkommensurablen Signifikantenblastern, die jede Realitätlichkeit auf diesen Planeten exkulturiert! Wehret den Enden, lernt das Grundvokabular der Fremdhirne! Nieder mit den Heterogrammen! Beziehungsweise vice versa.

Ѿ : Arschgeweih

அ :Oh, der Toilettendeckel hat sich aufgerollt!

✌ : 2 Grappa bitte!

㌪ ⏰ : Mit den Hühner aufstehen

അ : Schatz, du hast die Haare schön!

↯ ῳ : Möge dich der Blitz beim Scheißen treffen!

࿄࿄ : schöne Glocken