Allgemein

Fanal des Friedens

Frieden schaffen mit immer weniger Waffen – diese simple Botschaft scheint endlich auch bei der deutschen Bundeswehr angekommen zu sein. Statt unsere Mitbewerber um eine bessere Welt (Russe, Muselmann) mit waffenstarrender Wehrhaftigkeit zu provozieren, setzt man neuerdings auf gewaltfreie Kommunikation. Toyota Hilux statt kaputter Panzer, Zeigefinger statt Schießeisen, Tauben statt Tornados!

Am Ende könnte da sogar ein Friedensnobelpreis für Deutschland rausspringen!

Zombies

Gestern, ein scheinheilig schöner Tag mit Sonne und Freizeit und Bargeld in der Hosentasche. Ich schlendere am Jungfernstieg entlang, als Masse meinen Weg versperrt. Ungebeten penetrant Seiendes.

Absperrungen, Security, Menschen. Ich ignoriere all das zunächst, bis mir auffällt, dass sich die Masse vor einem Apple-Store staut. Eine mindestens 300 Meter lange Schlange Konsum-Hysteriker mit glasigen Augen! In echt!

Wie mit diesen Deppen verfahren? Gewalt anwenden? Ihnen in den Arsch treten und sie nach Hause schicken? Aber es kämen neue. Von denen gibt es Millionen. Millionen, die meinen Sinn für Menschlichkeit auf eine harte Probe stellen, die einem die freiheitlich-demokratische Grundordnung vermiesen.

Ich muss mich ablenken. Auf der Innenalster schießt Wasser in die Höh. Da, wo es wieder fällt, macht die Sonne leuchtende, bunte Kringel in die Sprüh.

Vielleicht bilden sich darum noch einige Kugeln des Planetensystems aus, um nach vollendetem Ablaufe der Zeit, die unserem Aufenthalte allhier vorgeschrieben ist, uns in anderen Himmeln neue Wohnplätze zu bereiten.

Kant, Allgemeine Naturgeschichte oder Theorie des Himmels

Sein und Reim

Das Augenlicht ist ein wunderbares Geschenk, trotzdem wünschte ich manchmal, ich wäre blind. Dann hätte ich nämlich folgendes Plakat nicht gesehen:

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Doch ich habe es gesehen und das Bild ist da und mit ihm die Angst, dass es nie wieder aus aus meinem Kopf verschwindet, dass der Schaden irreversibel ist, dass meine Augen es nie wieder gutmachen können, was sie meinem Hirn gezeigt haben, ganz gleich, was sie für den Rest meines Lebens noch erblicken. Doch das Bild ist nun da und ich muss das Beste aus der Situation machen, Verzagen ist keine Option. Das Bild ist da und wer dazu schweigt, macht sich schuldig.

Ich weiß natürlich nicht auf welche mysthischen Erfahrungen Matthias Reim sich bei der Rede von der LEICHTIGKEIT DES SEINS bezieht. Wenn ich mich recht entsinne, hatte er ja schon in den 90er Jahren mit seiner Borderline-Hymne ¨Verdammt, ich lieb dich, ich lieb dich nicht, verdammt, ich brauch dich, ich brauch dich nicht¨ die Grenzen des gesunden Menschuenverstandes ausgelotet, doch scheint es mir, dass wenn es überhaupt so etwas wie SEIN gibt und nicht bloß SEIENDES, dass dann Leichtigkeit keinesfalls eine Eigenschaft ist, die diesem SEIN wesenhaft zukommt, sondern höchsten eine gewisse bumsfidele Bedeutungslosigkeit. Leichtigkeit hi und bumsfidele Bedeutungslosigkeit da, Herr Reim, was gibt es da zu verwechseln?

Alles ist zum Mäusemelken. Die unaufhebliche Seinsschwere bestätigt sich auch prompt dort am Dollsten, wo sie juvenil geleugnet wird. Auf der Bildebene. Ebensowenig wie ein ernstzunehmender Existenzteilnehmer den Last- und Lastercharakter des Seins bestreiten kann, vermag irgendjemand das Reimsche Konterfei mit LEICHTIGKEIT zu assozieren. Vieles kommt einem da in den Sinn; Zauseltum, Stehaufmännchenqualität, Bleivergiftung, Frisuren-GAU, Altersrestgeilheit – aber gewiss nicht Leichtigkeit.

Wenn Reim doch nur von diesem albernen Anti-Heidegger-Trip käme. Und mehr Benn wagte! Statt DIE LEICHTIGKEIT DES SEINS auf DIE LEERE UND DAS GEZEICHNETE ICH umsattelte!

Dann stimmte doch endlich die Text-Bild-Mechanik. Dann hätte alles wieder Sinn. Und das Sein wäre zwar immer noch nicht leicht, aber etwas leichter immerhin.

Bange Heimkehr

Als die, die vieler Franzosen Städte gesehen und welsche Unsitten gelernt hatten,
die schroffer Felsen Gefahr entgangen, kataleptischen Stränden entflohen waren,
als die also, die der aufgepeitschten See getrotzt und die Wolkenberge konsumiert hatten,
die auf den teuren Straßen so viele unnennbare Leiden erdulden mussten,

als die Vielgereisten sich ihrem halb-vermissten Heim näherten,
als die Vielgeprüften schließlich ihre schweren Lider lüpften,
sahen sie ihr Haus und sie sahen, zur basser Verwunderung, dass es immer noch stand!

Nicht abgebrannt war es und nicht niedergerissen und nicht geschleift!
Und da sie es noch stehend sahen, erglomm Hoffnung in den Kohlenflözen ihres Sinnens.
Dass der Sohn, der Testosterongetriebene, der 16 Lenze-Herkules, der wegen Bocklosigkeit zurückbleiben wollte,
der zu Katzenfütterungszwecken zurückbleiben musste,

dass der garstige Sproß und seine Freundeshorden nicht allzu arg, nicht allzu gnadenlos ihr Unwesen getrieben hatten.
Dass die Zivilisation nicht gänzlich ausgelöscht in seinem wilden Herzen ist!

Und da die Vielgereisten in den Flur traten und ihren keine Opiumdüfte, keine Stehkneipen-Miasmen, kein Rückverdauungs-Odeurs zuwehten,
und da sie auf den Sofas keine ruchlosen Metzen vorfanden, da die Bücherregale allesamt noch in Reih und Glied, da der Flachbildschirmfernseher noch am Stück,
da alle Ming-Vasen immer noch orginal-gefälscht unzersprungen und das Haus weder Mülldeponie noch Fliegenaufzuchtstation geworden und da auch sonst alles piccobello,

da stoch die Vielgereisten die Furcht wie Dolchstöße, dass etwas nicht mit rechten Dingen…

Doch! Jedoch! Als aber! Und allerdings! Und da…

sie die Küche betraten, die Vielgeprüften, die Leiderprobten, die Guterholten, da flog ihnen der garstige Testosterongesteuerte an die Brust und herzte einen nach dem anderen.
Und auf dem Herd köchelte schon ein herzhaftes Nudelgericht zum Willkommen, Wohlgeruch zog in die Zinken, Freude in die Brust!

So trafen sich der Vielgereisten Blicke zum Triumph, wie perfekt ihr Erziehungskonzept, jene meisterliche Mixtur aus Drohung, Erpressung und billigen Versprechen funktioniert hatte!