Kapitalismus

Faszinosum ALDI

Manche Tatsachen sind nicht ohne. Manche Tatsachen sind sic!-Tatsachen, die muss man mit einem doppelten Ausrufezeichen versehen, wenn nicht mit einem dreifachen. Es gibt Sachverhalte, die prima facie gewöhnlich, belanglos und nicht nennenswert erscheinen. Bei näherer Betrachtung indes, erweisen sie sich entweder als Sinnträger höchster Güte oder aber als Belege für den unauflöslichen Rätselcharakter des Wirklichen.

Das Warenangebot bei ALDI gehört dazu. Wir erinnern uns: vor einigen Jahren bot der Discounter tatsächlich Golfbälle und Golf-Tees zum Schnäppchenpreis an. Genau, Golfbälle und Golf-Tees! Bei ALDI! Man sah sie damals auf dem Grabbeltisch liegen, ignorierte sie und begann sich erst auf dem Parkplatz zu wundern. Häh, was war das? Golfbälle? Golf-Tees? Kneif mich einer! Schätze ich bin nicht der einzige gewesen, der seinerzeit mit Kulleraugen auf dem Kundenparkplatz stand.

Stunden später leuchtete mir dann das Visionäre des Angebots ein. Für den Fall, dass demnächst ja doch die klassenlose Gesellschaft verwirklicht werden würde, wollt ALDI nur sicherstellen, dass die Unterschicht nicht ohne Golfbälle dastand. Alles macht Sinn. Ich habe mir dann auch noch welche gekauft.

Jetzt aber hat ein ALDI-Angebot die Grenze zum Unbegreiflichen deutlich überschritten. Und wieder die gleiche Prozedur: erst sehe ich es, dann ignoriere ich es und dann verstehe ich nichts mehr. Ich kann einfach nicht verstehen, wozu WILD-/ÜBERWACHUNGSKAMERAS für 99,99 Euro gut sind. Was will die Unterschicht, bzw. was wollen urbane Smart-Shopper mit Wildüberwachungskameras? Kontrolle der Latifundien? Grundgütiger, soviel Wildschweine und Rehe gibt’s doch gar nicht in den Vorstädten. Und warum sollte man die überwachen? Oder gibt’s eine Förster-Schwemme im Land? Existiert vielleicht ein unterschwelliger Zusammenhang zur NSA-Affäre?

Ich kapier’s nicht. Weiß einer Rat?

Was kostet die Welt?

Manche Spatzenhirne glauben, die Welt hätte keinen Preis! Oder gar unbezahlbar wäre selbige, wegen Menschensubjekten mit ihren Seelenimplantaten.

Falsch, falsch und nochmals falsch! Kokolores sondergleichen! Krausgesprieße, Dumpfblüten, Blablabla!

Denn freilich ist der Wert der Welt auf Hehler und Pfennig genau zu beziffern. Schreiten wir also zur Abrechnung!

Nixnutze nun wäre eine Inventur nach Art des Spießers, der da addierte bis zum jüngsten Tag: alle Immobilien + alle Autos + alle Edelmetalle + alle Unterwäsche + alle HiFI-Anlagen + alleTiefkühlware + alle Aktienpakete, etc. Das wäre ja eine feine Rechnerei. Wir nehmen den kurzen Rechenweg stattdesto.

Denn stelle dir einmal vor,  per Fingerschnipp wär‘ die Welt erzplötzlich menschenleer. Nur der Wind pfiffe noch durch die Straßen, die Wildschweine kämen aus den Wäldern  und schnupperten an den Mülleimern, kein Homo weit und breit. Dann wäre alles umsonst, selbst der Maybach und der Taittinger. Welsches einwandfrei besagt, das der Mensch die Preise macht und diese nicht von Natur aus auf einem Schildchen stehen, dass von allen Dingen baumelt!

Zum Kapieren davon, braucht wohl niemand als ein Halbmast geborenworden sein!!!

Unter Verwendung des Oackhamschen Rasiermessers bereiten wir also nun spornstreichs allen Irrtümern den Geradeaus – und übrig bleibt der nackte Mensch! Will sagen: da der Mensch – wie bewiesen! – die Preise machen tut, kostet die Welt logischerwaise soviel wie alle Menschen zusammen! Denn im Verursacher des Preises ist ja quasi der Preise selbst inklusive!!! Zudem: der Verursacher ist ja immer auch Sache, wie das Wort schon sacht und somit  potenziell jederzeit mit einem Preisschild zu versehen.

Dieses braucht nicht weiter ausgeführt zu werden, sintemalen es einleuchtet.

Wieviel jetzt so ein Homo im Einzelnen kostet, ist kinderleicht rausfindbar. Dafür ist ja extra die Liste aus dem State of Connecticut’s Workers Compensation Information Packet (S.26) da!

Zeigefinger                           36 Wochenlöhne                 2x
Mittelfinger                          29 Wochenlöhne                 2x
Ringfinger                             21 Wochenlöhne                 2x
Kleiner Finger                     17 Wochenlöhne                 2x
Daumen Haupthand       63 Wochenlöhne
Daumen and. Hand          54 Wochenlöhne
Haupthand                          168 Wochenlöhne
Andere Hand                      155 Wochenlöhne
Hauptarm                            308 Wochenlöhne
Anderer Arm                      194 Wochenlöhne
Zehe (groß)                            28 Wochenlöhne           2x
Zehe                                            9 Wochenlöhne             8x
Fuß                                         125 Wochenlöhne             2x
Nase                                        35 Wochenlöhne
Auge                                      157 Wochenlöhne             2x
Niere                                     117 Wochenlöhne
Leber                                    347 Wochenlöhne
Bauchspeicheldrüse     416 Wochenlöhne
Herz                                      520 Wochenlöhne
Brust                                     35 Wochenlöhne                2x
Eierstock/Hoden            35 Wochenlöhne
Penis/Vagina                  104 Wochenlöhne

Kurzum, ein Mensch ist 3439 Wochenlöhne wert. Und da der Wochenlohn eines Connecticutters (der so durch und durch durchschnittlich ist, dass er selbst in Burkina Faso oder auf Papua-Neuguinea als Mustermensch unbeanstandet durchgeht) $ 557 beträgt, bedeutet diesiges: ein Mensch kostet 1.915 523 US-Dollar.

Und Basta.

Man sieht: jeder Mensch ist unbewußt Millionär, in Rupien gerechnet sogar Multimillionär!

Wenn nun jeder  Mensch exakt $ 1.915 523 wert ist und auf diesem Planten ein 6,6 milliarendefaches Gekreuch existiziert, dann kostet die Welt 12,64 Billiarden US-Dollar, bzw. 8,63 Billiarden Euro inkl. Mehrwertsteuer.

Ob das viel oder wenig ist, möge jeder für sich entscheiden.