Laut Immanuel Kant ist es das Schicksal der menschlichen Vernunft, dass sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft, bzw. sie übersteigen den aktuellen Sachstand der Statistik! So im vorliegenden Fall:
Ich möchte nämlich allzu gerne einmal wissen, wie oft – genau in diesem Augenblick, d.h. justament nun, während ich also vor dem PC sitze und auf dem schalen Grat einer Sinnkrise surfe – also wie oft genau jetzt in diesem Moment weltweit gevögelt, gebumst, gefickt, geknattert, gemauselt und gerammelt wird, jawohl!
Ist doch eine berechtigte Frage! Eine, die sich dem denkenden Menschen quasi aufdrängt.
Peilen wir also über den Daumen, rechnen wir es einmal grob approximativ durch:
Vor ungefähr 3,5 Milliarden Jahren erschuf bekanntlich ein swingender Zufall all jene schier endlosen und kunstvoll gezwirbelten Aminosäure-Ketten, die für den Hergang aller weiteren Vorgänge nicht wegzudenken sind, versah diese Aminosäure-Kettchen mit einem fadenscheinigen Protein-Mäntelchen und ließ sie anschließend allesamt eine ziemlich wilde Nonstop-Party feiern.
Und als das tabulose Treiben dann ein kurzes Innehalten erlaubte, beglückten ungefähr 7,2 Milliarden mehr oder minder sich selbstgewahrende Partygäste diesen, unseren Planeten. Siebenkommazwei Milliarden homo sapiense! 7,2 Milliarden potentielle Bumser! Das ist eine 7,2 mit bedenklich vielen Nullen!
Zuviel Nullen jedenfalls für mich am frühen Morgen. Schränken wir deswegen unsere Frage dahingehend ein, wieviele dieser evolutionären Durchgangsstationen genau in diesem Moment alleine in Deutschland eindeutigem Treiben frönen, d.h. GV ausüben, d.h. sich kirre poppen! Das ist einfacher zu rechnen und außerdem verhaltensmäßig besser abschätzbar.
Wenden wir zunächst die in der Fachwissenschaft geläufige Unterscheidung zwischen Population und Poppulation an: in Deutschland leben, bzw, befinden sich in lebensähnlichen Zuständen, derzeit ungefähr 81 Millionen Menschen. Von diesen 81 Millionen Menschen (Population) sind freilich nicht alle aktiv im Bumsgeschäft (Poppulation) unterwegs! Alleine aus Altersgründen müssen da schon einmal 24% rausgerchnet werden, die über Achtzigjährigen und die unter Zwanzigjährigen, von denn wohl manche durchaus auch mal ein bisschen Sex versuchen, allerdings weit unterhalb der technischen Standardanforderungen und es geht auch alles so schnell, dass es kaum zählt. Man kann die Jungen und die Alten also getrost vergessen. Bleiben 61.560.000 Schnallen und Schnallentreiber.
Von diesen sind schätzungsweise 20.000.000 Personen chronisch sexuell indisponiert, sei es aus gesundheitlichen Gründen (Fettleibigkeit, Arthrose, Religion, Klabastermann), aus beruflichen Gründen (Überstunden, Arschlecken, Buckeln) oder wegen invarianter Lifestyle-Faktoren (Shopping, Fitnessstudio, Sublimierung). Hinzu kommen ungefähr 2.000.000 Seiende, die sich mit Genderfragen rumschlagen und noch nicht dazu gekommen sind, sich eine matratzentaugliche sexuelle Identität zurechtzuspinnen und weitere 500.000 Menschen, die die aus Gründen der Systemkritik nichts vom klassischen Rohrverlegen halten. Bleiben summasummarum 39.060.000 statistisch bumsrelevante Bundesbürgerinnen und Bundesbürger übrig.
Flüchtig ergoogelt ergibt sich für die ermittelte Restmenge (39.060.000) eine wöchentlicher Vollzugsfaktor von 1,2 – ein Wert, den ich nicht weiter hinterfragen oder bewerten möchte, soll sich jeder im Stillen dafür schämen, wir müssen das hier ganz nüchtern rechnen. Pro Woche quitscht es also 46.872.000 mal im Gebälk, man muss es so hinnehmen. Das ist Wissenschaft.
Nehmen wir großzügig an, dass sich der deutsche Standardakt über 15 Minuten erstreckt, kommen wir auf einen wöchentlichen Wert von 703.080.000 Fickminuten, die wir nur noch gewisshaft durch 10.080 Wochenminuten teilen müssen um auf eine ernüchternd geringe Vollzugsquote von 69.750 BpM (Bums pro Minute) zu kommen.
69.750 BpM! Leute, wir sind 80 Millionen! Selten habe ich mir einen Denk- oder Rechenfehler mehr gewünscht.
Lieber Halbmast, viele Jungen in Deinem Alter beschäftigen sich mit solchen oder ganz ähnlichen Fragen, das ist völlig normal. Aber längst nicht alle stellen dabei derart detail- und geistreiche Überlegungen an wie du. Vielleicht möchtest du deine analytischen Fähigkeiten noch weiter trainieren? Dann beziehe doch einmal die folgenden Ideen in deine Rechenschritte mit ein: Ist die Vollzugsquote wohl über die Woche konstant oder könnte es sein, dass hier eine Abhängigkeit von anderen Faktoren besteht? Welche fallen Dir ein? Hier ein paar Beispiele zur Anregung: Tageszeit, Fernsehprogramm, Stabilität der Versorgung mit elektrischer Energie, …
(Zusatzaufgabe für Fortgeschrittene: Hannes und Lena betrachten diese Abbildung zur Entwicklung der Folgen Vollzugsquote. Hannes behauptet, man könne daran sehen, dass Swingerclubs circa 1750 erfunden wurden. Lena erwidert, dass sie dies für eine Fehlinterpretation der Kurve halte. Wer von den beiden hat recht?)
Herzlichen Dank für deine wertvollen und keineswegs müßigen Fragen, Alaska! Sie deuten auf schonungsloses Mitdenken hin, was heutzutage bei vielen Lesern ja leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
Ob nun die Vollzugsquote über die Woche konstant oder faktorenabhängig dahinschwankend ist, muss eindeutig mit Ja bzw. mit Nein beantwortet werden. Grundsätzlich ist es so, dass seit Beginn des Universums – womöglich sogar urknallübergreifend! – Myriaden von Myriaden masseloser Bums-Bosonen das All durchcruisen, durchwirken und durchdringen und mit nichts interagieren außer mit Geschlechtsorganen und ihren biologischen Analogien. Bums-Bosonen gehören zur Klasse der virtuellen Harakiri-Teilchen, d.h. sie trachten ewig-vergeblich nach Selbstentledigung und perturbieren doch immer nur Fleisch, z.B Pobacken und Vorbauten und feuchte Lippen! Unter kosmologischen Gesichtspunkten muss somit wenigstens die Wirkursache des Vollzugs als hochkonstant betrachtet werden.
Anderseits liefert die Natur den Menschen nur als Beta-Version aus. Ihm ist stillschweigend aufgetragen, sich selbst zu vervollkommnen, was allerdings normalerweise schief geht, entweder weil er seine Aufgabe aus Bequemlichkeit ignoriert oder weil er prioritätsmäßig alles vermasselt. So gibt es durchaus Zeitgenossen, die sich sonntags zur besten Beischlafzeit den neue Tatort reinziehen, anstatt den Energiehaushalt des Universums zu pflegen. Solche Umtriebe falschen Bewusstseins können wir aber mit Rücksicht auf individuelle Freiheitsrechte nicht mit der Brechstange korrigieren, sondern nur mit geduldiger Belehrung und dem Hinweis auf Mediatheken und Streamingdienste.
Zur Zusatzaufgabe: mein lieber Mann, das ist ja eine ganz schön steile Kurve! Keine Ahnung, warum die so steil ist. Swingerclubs trifft da wohl eher keine Schuld, denn die gab ja schon viel früher in Sodom und Gomorrah. Außerdem hat mir mal ein Bekannter erzählt, dass einem in Swingerclubs alles vergeht und dass da eh nur Filme geguckt werden. Nein, die Kurve muss irgendwas mit Kapitalismus oder Fast Food zu tun haben.