Mein weiter Weg …

… zum Tomaten-Gemüsesaft und mein ganz kurzer Weg zurück…

Ewigkeiten her, da pries ein Grandseigneur des Zechens mir Tomatensaft mit groben Meersalz und Pfeffer zur Bekämpfung eines morgendlichen Katers an. Allein die Vorstellung roten Glibber auf meinem Frühstückstisch zu sehen fand ich damals gruselig, aber ich war jung und neugierig und probierte es dann eines Morgens doch. Es war mein erstes und letztes Mal Tomatensaft.

Die Jahre vergingen, der Sommer kam, dieser Sommer,  und er war heiß wie Hephaistos Rache. Ich hatte Durst und trank alles mögliche. Kühles, erquickendes Mineralwasser, Gerolsteiner und San Pellegrino. Ich trank tausend Tees und frische Smoothies mit Erdbeeren, Himbeeren, Melone, Eisgranat und marokkanischer Minze aus unserem Dachgarten. Ich trank gefrostetes Bier, Budweiser und Crew Republic, traumhafte Rieslinge von Rhein und Mosel, Kabinetts und Spätlesen auf ex, Apfelsaftschorlen trank ich gallonenweise, Gin Tonics in Queen-Mum-Mengen, Grapefruitsäfte – aber ich hatte immer noch Durst, Durst.

Also trank ich von allem das Doppelt und Dreifache mit ungestilltem Verdruss und immerzu sahara-röchelnd und schließlich kippte ich das Vier- und Fünffache von allem in mich hinein. Und als der Durst am Schlimmsten war, dachte ich, dass ich etwas ändern müsse, denn immer mehr ist nicht immer besser, etwas ganz anderes müsste ich probieren. Und so – nach 30 Jahren – fiel mir wieder der Tomatensaft ein. Und urplötzlich schien mir dieser hochplausibel. War eiskalter Tomatensaft mit einem Hauch Meersalz nicht der Durstlöscher par exellence? Flüssiger Paradeiser – hatte je ein Zaunpfahl heftiger gewunken? Kühler Nachtschattennektar, was versprach mehr der Gurgelpein Linderung!

Und dann, einen Tag später, dann schüttete ich langsam – schon vorschluckend – kalten Tomaten-Gemüsesaft in ein geeistes Jumboglas und ich hob das Glas voller Vorfreude, denn ich wusste, dass aller Durst nun ein Ende hätte, als meine Frau im Vorübergehen auf den Tomatensaft zeigte und sagte, dass das aussähe, als hätte eine Kuh menstruiert, worauf ich zum Spülbecken ging und das Zeug sofort wegschüttete und dann drei Minuten Wasser nachlaufen ließ.

Als hätte eine Kuh menstruiert…Das war es mit mir und dem Tomatensaft. Und diesmal endgültig, jedenfalls endgültig bis mich das Alter gnädigerweise alles, aber auch wirklich alles vergessen lässt.

2 comments on “Mein weiter Weg …

  1. Emmanuelle 21. Juli 2016 18:36

    Ich habe so wahnsinnig über diesen Beitrag gelacht, was natürlich vor allem meinem eigenen Knüllerscherz geschuldet ist, dass ich mich auf dem Boden hätte rumwälzen mögen. Ich hätte übrigens das Glas gerne noch geext. Ich bin allerdings auch sehr tierlieb.

    • Halbmast 22. Juli 2016 8:33

      Danke, jetzt ist mir schon wieder blümerant.

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